Primus – Antipop

Zuerst läuten hell’s bells. Krähen kreischen auf. Dann geht es los. Les Claypools Trash-Funk-Bass rumpelt wie eh und je, Trommeln signalisieren Kriegszustand, die Gitarre schreit unwirsch. „I am the antipop, I’ll run against the grain till the day I drop“, krächzt Claypool. Nein, Popmusik machen Primus immer noch nicht. Die Band aus San Francisco gehörte mit ihrer Vorliebe für „psychedelische Polka“ (Selbsteinschätzung von Claypool) zu den exotischen Erscheinungen der Alternative-Rock-Offensive der frühen 90er. Genau aus diesem Grund waren Primus so aufregend wie kaum eine andere Band aus dieser Ecke. Mittlerweile ist der Kuriositätenbonus aufgebraucht. Neue Lieder braucht die Band. Nach dem sperrigen BROWN ALBUM entstaubt das Trio nun den Düstertempel von Black Sabbath. Die Folge: So schamlos metallisch wie in „Eclectric Electric“ klangen Primus noch nie. Antipop eben. Seltsam, verwegen, anders als vieles. Wo sich ihre Weggefährten längst in der Einbahnstraße der Inspiration befinden oder aufgelöst haben, bringen Primus Mumm für Schandtaten auf, an denen sich Produzenten wie Tom Morello (Rage Against The Machine), Fred Durst (Limp Bizkit), Stewart Copeland (Police) und Tom Waits beteiligt haben. Letzterer hat aus der (tatsächlich polkaesken) Trinkerhumoreske „Coattails Of A Dead Man“ eine unvergleichliche Offbeat-Hymne geschustert. Manchmal zahlt es sich eben aus, ein bißchen wahnsinnig zu sein.