Primus – The Brown Album

Eigentlich schien das Schicksal für diese Lieblingsband des geschmackvollen Crossover-Fans vorgezeichnet zu sein: Primus verabschieden sich, schon allein aus Alters- und Würde-Gründen vom Thron der jugendlichen Kasperei und verleben den Rest ihrer Tage auf den Covers von Musiker- und Instrumenten-Fachblättern.THE BROWN ALBUM erschwert und stützt diese Theorie zugleich. Beim ersten Hören scheint es, als würde die an Klang interssierte HiFi-Presse ob dieser Aufnahme zurückschrecken müssen: hier rumpelt und kracht es, als ob die Band ein Mikro in den Proberaum gestellt hätte. Doch genaueres Hören korrigiert diesen Eindruck. Statt einer dahingepfuschten Aufnahme werden wir in Form dieser Platte Zeuge eines mit größtem Aufwand vollzogenen, reinen Analog-Verfahrens, das, konsequenterweise auf Vinyl gepreßt, das alte dynamische Hörerlebnis zurückbringt – damals, als Rock’n’Roll noch Rock’n’Roll war. Und für ihre Verhältnisse rocken Primus hier tatsächlich -ruhige, instrumentale, teils sogar psychedelische Phasen künden von einer Bewegung der bislang beständig krachenden Band zu neuen Ufern. Dabei bleibt das Trio eine Band der totalen Transparenz, drei deutlich voneinander getrennte Tonquellen, Virtuosität, Dynamik, Eigenheit. Die liegt immer noch hauptsächlich in Les Claypools überdimensionalen Bass-Spiel, das sich noch nie damit begnügt hatfunky zu sein,statt dessen lieber pumpt, knallt und ständig arbeitet. Wenn der Schmerz nachläßt, ist die Freude umso größer. In mehrfacher Hinsicht: ein echtes Hörerlebnis.