Puff Daddy – Forever :: Entertainer

Können Diebe Sünder sein? An Sean Combs jedenfalls perlten auch die bösesten Kritiker-Haßtiraden gegen sein letztes Album NO WAY OUT – in der US-Presse teilweise als das „schlechteste Rap-Album aller Zeiten“ gehandelt – ab wie Olivenöl In der Teflonpfanne. Die CD mauserte sich zu einem der bestverkauften Rap-Alben aller Zeiten, und trotzdem ist Puff Daddy alles andere als der Dieter Bohlen des HipHop. Sean Combs, wie er im richtigen Leben heißt, versteht es einfach nur besser als jeder andere schwarze Künstler In diesen Zeiten, sich auf allen Fronten des Entertainment-Schlachtfeldes gewinnbringend zu vermarkten. Im Zentrum dieser Unternehmungen steht freilich gestern wie heute die Musik. Und auf diesem Felde beweist sich Combs mit Forever einmal mehr als das offenste Ohr des HipHop. Noch immer liegt seine Stärke In der Beobachtung dessen, was die Kids auf den Straßen, die Mittzwanziger in den Clubs und die Älteren am Radiogerät bewegt. Forever ist die perfekte Nullsumme aus diesen drei Quellen: von härteren Undergound-Raps (die erste Single „PE aooo“ ein Remake von „Public Enemy No.1“, „On“ .“Timbaland“) über poppige Parkett-Schieber wie „My Best Friend“ (basiert auf „Salling“ von Christopher Cross) oder „Angels With Dirty Faces“ (mit einem Sample von Earth, Wind & Fires „Fantasy“) bis hin zu hartem Atlanta-Techno („Reverse“) fängt Puff Daddy die komplette Spannweite zeitgemäßer schwarzer Tanzmusik ein. Combs rappt etwas häufiger als früher, vertraut ansonsten aber auf den Promi-Aufmarsch der Cast-Stars (R. Kelly, Nas, Lil‘ Kim, Redman, Busta Rhymes Jay-Z, Bizzy Bone, Twista, Faith Evans und Ron Isley). Der Vorwurf, Forever sei ein bis in die Beliebigkeit abdriftender HipHop-Gemischtwarenladen, trifft zwar zu, trifft Combs aber nicht besonders hart: Für die Ewigkeit wird’s nicht ganz reichen, die kommenden Monate jedoch werden ziemlich ver-Puffte US-Charts hervorbringen.