Pulp Ultimate Live
Eine Seemacht ist Großbritannien schon lange nicht mehr, Englands Autoindustrie liegt am Boden, und Frontmänner wie Jarvis Cocker werden dort auch nicht mehr allzu oft gebaut. Schade eigentlich, waren Typen wie er doch Exportschlager, Botschafter des verfeinerten Popsängertums, in all ihrer Zerbrechlichkeit und Arroganz sowas von stilvoll. Wer’s seinerzeit verpaßt hat, kann mit ultimate live zumindest einen Eindruck davon gewinnen, wie Britpop in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre definiert wurde. Zwei Shows stehen zur Auswahl, aufgezeichnet 1995 in der Brixton Academy und drei Jahre später im Finsbury Park. Beide sind konventionell gefilmt, machen aber dennoch Spaß, weil die Band jeweils einen guten Abend hatte. Beinahe noch unterhaltsamer sind allerdings die „Tour Film „-Einsprengsel, die das Brixtoner Programm gehörig auflockern. Die Bandmitglieder berichten dabei von ihren Tournee-Erfahrungen, von Generalstreiks in Paris, Spielhallen und Kugelfischen in Tokio, von Besäufnissen, skandinavischen Eßgewohnheiten, von verlorenen Gegenständen, Erkältungen (mindestens eine pro Tournee!), extremer Flugangst und einem exzentrischen Briefträger, der sich einen komischen Palast baute. Da wird über das Konzert an sich philosophiert, über schlechte Shows und brillante Auftritte – und all das in einem Tonfall, der an Dokumentarfilme von der BBC erinnert, in denen bärtige Oxford-Professoren distanziert-iakonisch Anekdoten über die Guillotinen, Mammutjäger oder den Dreißigjährigen Krieg zum besten geben. Ein schönes Paket also, über drei Stunden lang und mit deutschen Untertiteln. Sehr sehenswert.
www.pulponline.com dvds
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