Punk Rock
Nicht „die ganze Geschichte“, aber vielstimmig und höchst amüsant. „Oral history“ kann Spaß machen, spannend sein, einen historiografisch sonst nicht zuganglichen Fundus von Informationen liefern, aber sie kann, das wissen wir seit Teipel, als „anal history“ enden, wo jeder den eigenen Arsch zum Urgrund der Weltentwicklung stilisiert und mangels Interesse des Kompilators abseits vom Mainstreamkanon gar nichts passiert sein soll. Es kommt auf Gespür, Durchblick, Mühe an. Die kann man John Robb nicht absprechen, und er hat Glück, dass seine Protagonisten, ob Pubrocker, Skinhead, Ur-Punk-Legende oder fünftreihiger Epigone, fast alle ein entspanntes, aber engagiertes Verhältnis zur „großen Zeit“ haben und ihrer Eitelkeit selten Luft lassen (wenn, dann meist mit Selbstironie gewürzt). Es gibt Passagen sturer Redundanz; dass jeder Punk mal Bowie mochte, wissen wir nun wirklich. Andererseits staunt man, wie tief die Prog-Wurzeln gehen und wie strikt da unterschieden wurde (Yes fanden viele Gott, ELP fast jeder scheiße). Das Wichtigste aber: die Fülle der Anekdoten, über die man sich (wahr oder nicht) vor Lachen kaum einkriegt. Schade nur, dass Robbs Kommentare manchmal arg beschwichtigend/klugscheißerisch daherkommen und die Übersetzung eher eine Zumutung ist.
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