Racing Cars – Bring On The Night

Ob ich denn nichts Handfesteres vorzuspielen hätte, so fragte mein Gast gestern, als ich ihm zwecks Musikberieselung die beiden obengenannten Alben auflegte. Irgendwie hatte der Gast recht, weil auch mir, trotz mehrmaligen Anhörens unter verschiedenen Umständen, eine bestimmte Essenz der LPs verborgen geblieben ist. Dabei sind beide Platten handwerklich sehr sauber produziert worden, aber besonders viel kommt nicht ‚rüber.

Da sind zunächst mal die fünf Racing Cars, bei denen als Gitarrist der frühere Chef der Swinging Blue Jeans, Ray Ennis, mitwirkt. Aus dem Jahre 1976 ist mir eine sehr ansprechende Racing Cars-Platte namens „Downtown Tonight“ geläufig, die jedoch „Bring On The Night“ merklich aussticht. Denn weder technisches Können noch die Kompositionen noch der Erstbezug stark geglätteter Reggae-Sequenzen hilft der Platte über den Berg. Von den Zutaten her besäßen die Racing Cars, nicht zuletzt wegen Sänger Morty, genügend Potenz zu echten Liebhaber-Platten, die man sich unter Insidern freudig raunend empfehlen würde. So aber werden sie diesen Status nie erreichen, denn ihre Platte ist bloß nett, gut, sauber und abgerundet. Aber nichts besonders. Würde ich jetzt was von fehlendem Feuer in den Rillen schreiben, so klänge dies ziemlich abgegriffen – also laß ich’s lieber.

City Boy sind zu sechst, darunter zwei Sänger. Mit dem hier enthaltenen „5.7.0.5.“ traten sie kürzlich im Fernsehen auf, und ich hielt sie für eine Teeny-Band. Nunmehr aber gilt wohl, daß City Boy eine zumindest sich selbst ernstnehmende Band sind, die sich irgendwo zwischen Pop und Rock angesiedelt sieht und dabei frisch-fröhlich Anleihen bei anderen Bands macht. Man nehme ein gängiges Grundmuster a la Smokie, verbräme dieses mit gut kaschierten Effekten und Tricks Marke Queen, Bebop Deluxe, lOcc und womöglich auch City Boy – doch von allem nur ein bißchen, damit’s nicht jeder gleich merkt. Das Resultat ist einerseits kein Plagiat und andererseits keine eigenständig wirkende Platte – quasi im luftleeren Raum hängend. Und von High Quality Pressing kann hier auch kaum die Rede sein. Schade, dies ist die vierte LP von City Boy, und die ersten drei wirken frischer und besser – trotz auch damals schon fehlender Eigenständigkeit. 3 (Racing Cars) 2 (City Boy)