Radio 1 Established 1967 :: Sampler & Compilations

Glückliches Britannien. Kommt da einfach ein Radiosender daher, bittet die bekanntesten Bands und Künstler um Exklusivaufnahmen und erhält durchweg Zusagen. Das Ergebnis liest sich spektakulär. 40 Musiker covern Hitsaus40jahren Sender- und Popgeschichte. Fürwahr eine beachtliche Zusammenstellung. Aber hält der Inhalt auch, was die Verpackung verspricht? Wenn man nur die beteiligten Damen der Schöpfung betrachtet, ganz bestimmt. Kylie liefert ein tolles Update von Roxy Musics „Love Is The Drug“ ab, Amy Winehouse macht auch als Reggae-Chanteuse einiges her, Lily Allen hat „Don’t Get Me Wrong“ von den Pretenders voll im Griff, und das ehemalige Sugarbabe Mutya Buena haucht dem harmlosen „Fast Car“ von Tracy Chapman die dringend benötigte Portion Soul ein. Ausgerechnet Powerfrau Beth Ditto fällt im Vergleich dazu ab. George Michaels „Careless Whisper“ will hier ständig wie „Standing In The Way Of Control“ klingen, bleibt aber zahnlos. Sonst gibt es erhebliche Qualitätsschwankungen. „Flowers In The Rain“ von The Move ist nicht der Song, den man von den Kaiser Chiefs erwartet hätte, klingt aber wilder und besser als vieles auf deren letztem eigenen Album. Der Kinks-Oldie „Lola“ sitzt bei Robbie Williams wie angegossen. „All That She Wants“ von Ace Of Base klingt in der Version von The Kooks plötzlich hörbar. Und Keane, eigentlich die personifizierte Ödnis, setzen den schwer zu nehmenden Queen/Bowie-Hit „Under Pressure“ fast erschreckend gut um. Aber dann! Mike Skinner massakriert Elton Johns „Your Song“ derart schamlos, dass es fast schon wieder lustig ist. Franz Ferdinand dagegen sollten sich niemals mit David Bowies Musik einlassen, sie ziehen bei „Sound And Vision“ den Kürzeren. Mika klingt mit House-Bums von Armand Van Helden genauso doof wie ohne diesen. Razorlight sind sich für keine Blamage zu schade und covern Stings ohnehin schon dämlichen „Englishman In New York“. Und die Version von Hot Chocolates „You Sexy Thing“ fasst die Qualitäten der Stereophonics kurz und bündig zusammen: Der Song will so verzweifelt gut sein, dass er es am Ende nicht mehr ist. Alles in allem eine unterhaltsame und aufschlussreiche Compilation. Denn erst im Umgang mit großen Songs zeigt sich, welcher Neuling wirklich Talent hat.

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