Radiohead – 7 Television Commercials DVD

Hier ist die DVD-Überspielung einer VHS, die Radiohead 1998 veröffentlicht haben. Sie enthält die Videoclips zu den sieben Singles aus den Alben The Bends und OK Computer. Sie enthält ansonsten, anders als die gemeine Rock-DVD, einen feuchten Kehricht. Puristisch oder knauserig? Keine Bonustracks, Outtakes oder Making-Ofs, nur diese sieben Kurzfilme von ambitionierter Künstlerhand, mit denen sich Radiohead ab Mitte der 90er das Renommée erwarben, auch in Sachen Clip-Kunst weit vorn mitzumischen. Um dann erstmal die nächsten fünf Jahre keine Clips mehr für die Musiksender zu produzieren. Der bizarrste Film in der Sammlung ist gleich der Opener (es geht nicht chronologisch zu), Magnus Carlssons so grotesker wie poetischer Animations-Clip zu „Paranoid Android“, dessen Abgründigkeit und komplette Rästelhaftigkeit einem immer noch eine komische Schraube im Kopf drehen können. Fieser Film. Jonathan Glazers surrealistische Schwarzweiß-Bilder zu „Street Spirit (Fade Out)“ sind zeitlos bezaubernd, nur einige der Zeitlupe/Zeitraffer-Spielereien wirken, als hätten ein paar Kunststudenten die Möglichkeiten ihrer neuen Digicam ausgetestet. Grant Gees „No Surprises“ mit der schnittlosen Großaufnahme von Thorn Yorkes Gesicht, das langsam von Wasser überspült wird, tut immer noch weh, wenn Yorke qualvoll lange die Luft anhält. Und bietet darüber hinaus Gelegenheit zum Studium einer der spektakulärsten Facialphysiognomien in rock. Jamie Thraves‘ legendärer Untertitel-Clip zu „Just“ mit dem auf dem Gehsteig liegenden Geschäftsmann und dem unaussprechlichen Geheimnis, das wir nie erfahren (und das bis heute in Internet-Foren diskutiert wird), gehört ganz einfach zu den besten Rockvideos überhaupt. Dafür sitzt man umso befremdeter vor Paul Cunninghams-kitschig „Pulp Fiction“-inspiriertem Clip zu „High And Dry“: Die Band isst Pfannkuchen im US-Diner und Yorke begegnet auf dem Klo einem durchgeknailten Businesstypen (schon wieder), der dann ein Ganovenpärchen in die Luft sprengt. Dummes, mal frank und frei gesprochen. Einnehmend düster dann wieder der gruselig rätselhafte „Karma Police“-Clip mit der unschönen Auto-Menschenjagd und Karma Officer Yorke auf dem Rücksitz. Konterkariert durch Jake Scotts bonbonbunte „Fake Plastic Trees“ mit der Band in den Kindersitzen überdimensionierter Einkaufswagen im Supermarkt am Ende des Universums. Und dann gibts 30 Sekunden Abspann und fertig ist der Lack. Was schlankes, angenehmes.

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