Randy Newman :: Harps and Angels

Scharfzüngige Songwriter-Pop-Miniaturen über die cold hard facts of life.

Letztes Jahr hat Randy Newman in den USA für Aufsehen gesorgt. Der Text seines Songs „A Few Words In Defense Of My Country“, nur auf iTunes zu hören, wurde in der New York Times abgedruckt. Eine typische Newman-Aktion:“The leaders we’ve had – well they are the worst we’ve had but hardly the worst this poor world’s ever seen…“ Hitler, Stalin und Cäsar seien schließlich noch schlimmer gewesen. Dieses Stück ist auf Newmans erstem Album seit neun Jahren zu hören. Ein bitterböses, lustiges, zugleich idyllisches und rührendes Werk. Das heißt, falls man den Opener überlebt hat, in dem Newman von einer Nahtod-Erfahrung erzählt, eine schauderhafte Episode samt Harfen und Todesengelschor. Als Meister des Erfassens des Lebens in seinen widersprüchlichsten und unterschiedlichsten Formen, hüpft er ohne Skrupel von einer Stimmung in die nächste. Dabei kann er alles, was das American Songbook zu bieten hat. Nach einer geigenverregneten Ballade wie aus einem alten Liebesfilm („Losing You“) schmeißt Newman einen Show-Tune rein, dann geht es weiter zum erwähnten Politstück im Honkytonk-Dress. Immer wenn der 65-Jährige wie ein Protestmusiker klingt, lockert er mit einem Dixieland-Schunkler wie“Only A Girl“ auf. In „Piece Of The Pie“ fragt er zum Scheppern einer marching band „living in the richest country of the world, wouldn’t you think you’d have a better life?“, gleich danach lehnt er sich beim luftigen Jazz „Easy Street“ gemütlich zurück. Es sind diese beiden Pole, seine Politsatiren auf die US-Regierung und sein (amerikanischer) Traum von einem schöneren Dasein. Am Schluss eine neue Version seines „Feels Like Home“, und da ist er ganz und gar bei sich.