REO Speedwagon – Live – Nine Lives
REO Trucks Inc., Lansing, Michigan: dieser Firma und dem von ihr hergestellten Laster REO Speedwagon verdankt die Gruppe REO Speedwagon, Champaign/ Illinois, ihren Namen.
Allzu geschickt hat es die CBS mit der Veröffentlichung von „You Get What You Play For“ angestellt, denn diese Platte erschien in Amerika bereits 1977, also noch vor „You Can Tune A Piano But You Can’t Tuna Fish“, womit REO bei uns bekannt wurden. Nach diesem Erfolg jetzt das Live-Doppelalbum: was wird wohl anderes dahinterstecken als der gute alte Profit.
REO, die hart arbeiten und fast das ganze Jahr auf der Bühne stehen, sind die Lokalmatadore im Mittelwesten der USA, und genau dort wurde auch das Album aufgenommen: Kansas City, Indianapolis, St. Louis, Atlanta. Rock geradeaus ist ihre Devise, durchsetzt mit melodischen, durch Harmoniegesang geprägte Passagen; sie beweisen, daß REO eine wirklich hervorragende Live-Band sind. Im Vordergrund stehen dabei Sänger und Gitarrist Kevin Cronin und Leadgitarrist Gary Richrath, die auch fast alle Stücke für die Gruppe schreiben. Die Musik hat unheimlichen Drive;ein mitreißendes Stück jagt das andere: „Lay Me Down“, „Keep Pushin‘ „, ,,(Only A) Summer Love“, „Son Of A Poor Man“, „Our Time Is Gonna Come“, „Ridin‘ The Storm Out“ und viele andere.
Eindrucksvoll oft Gary’s Gitarre, der das Publikum teilweise mit wahren Gitarrentornados bombardiert und der sein Können speziell in dem Instrumentalstück „Flying Turkey Trot“ (in Anspielung auf den Titel der letzten LP inzwischen in „The Unidentified Flying Tuna Trot“ umbenannOsowiein dem mir etwas zu konfusen „Guitar Solo“ zur Schau stellt. In „157 Riverside Ave.“ schließlich können auch Neal Doughty an den Keyboards und Bassist Gregg Philbin (für ihn kam mittlerweile Bruce Hall) zeigen, was sie können: lediglich Schlagzeuger Alan Gratzer bleibt ’nur‘ ein guter Rhythmusmann. Außerdem offenbart dieses Stück ein seltenes Duell: Gary’s Gitarre gegen Kevin’s Stimme. Toll. „The Show is over, the party Starts right now“, meint Kevin: Seite vier beinhaltet drei Zugaben, darunter Chuck Berry’s „Little Queenie“.
Obwohl mangelhaft zusammengeschnitten, ist dies ein Album voller Stimmung und guter Rockmusik und bestimmt Thin Lizzy’s „Live And Dangerous“ ebenbürtig.
Good-Time-Musik, teilweise recht heavy und energiegeladen, bietet REO’s neueste und neunte LP „Nine Lives“; typischen REO-Rock also. Deutlich aber zeigt sich, daß sie live eine ganze Klasse besser sind als im Studio, wo sie immer nur guten Durchschnittsrock zustande bringen, dem das gewisse etwas fehlt. Wieder sind die meisten Stücke von Kevin und Gary, die
diesmal auch selbst produziert haben; ein Titel kommt von Bruce Hall, der einzige Fremdtitel stammt wieder von Chuck Berry: „Rock & Roll Music“. Die besten Stücke dieser insgesamt befriedigenden Platte sind „Only The Strong Survive“, „I Need You Tonight“ (ein absoluter Hitparadentitel) und „Back On The Road Again“.