Ric Ocasek – Beatitude

Wenn einer sein Auto verkauft, hat er en’weder finanzielle Probleme, ist als leidenschaftlicher Umsteiger zur Jogging-Liga konvertiert oder er hat beim letzten Puste-Test seinen „Lappen“ verloren. Ric Ocasek hat sich von den Cars getrennt; doch die Beweggründe dafür bleiben im Dunkeln. Neue Wege beschreitet der Sänger und Multi-Instrumentalist nämlich nicht. Alles bleibt beim Alt-Vertrauten.

Seme erste Solo-LP BEATITUDE präsentiert exakt das, was man nicht erwartet hat: Nix Neues! Mit erstaunlicher Akribie badet der Bostoner Teenager-Star in dem hinlänglich ausgewalzten Electromc-Sound der Cars. Auf vier Studio-LPs haben Ocasek & Co. ihre feschen Synthesizer-Klänge, diskreten Riffs, präzisen Geigerzähler-Rhythmen und Weichspüler-Harmomen verteilt. Einige gute Songs gingen ihnen dabei aus der Feder. Und exakt diese Pop-Perlen poliert Ric Ocasek für sein eigenes Ding nochmals auf: „Jimmy Jimmy“ ruft „Shake It Up“ in wärmste Erinnerung; „Something To Grab For“ läßt „My Best Fnend’s Girl“ in leicht verändertem Gewand vorbeistolzieren.

Schon zu Cars-Zeiten hatte Ric Ocasek das absolute Monopol auf die Kompositions-Arbeit. Für BEATITU-DE übt er sich ohne Abstriche in unverblümten Selbst-Plagiaten. Kalt und seelenlos spult er seine musikalischen Vorstellungen und Ideen von „Rock‘ n‘ Roll“ runter. Das stört nicht mal immer, sondern klingt streckenweise recht angenehm. Der Ort der Berieselung spielt dabei keine große Rolle. BEATITUDE tangiert einen in der Flughafen-Cafeteria genauso unverbindlich wie im Supermarkt oder auf der Luxus-Toilette des Hamburger „Trinity“. Musik zum leichten Verbrauch und entspannten Konsum. Aus der Car-Stereo-Anlage sicher auch nicht schlecht – doch als Solo-Debüt mit Anspruch eine glatte Seifenblase. Der Rat für den nächsten Anlauf: Shake it up, Ric!