Rickie Lee Jones – Rickie Lee Jones

Rickie Lee Jones ist 25 Jahre alt, hat gerade ihre erste Platte gemacht, hat diese LP und die ausgekoppelte Single „Chuck E.’s In Love“ bereits in die amerikanischen Top 5 gebracht. Auch in unseren Breiten macht sich ihr Erfolg schon breit, und das, obwohl Rickie anders ist als alles, was derzeit irgendwie in der Musikszene angesagt ist oder in der Luft liegt. Introvertiert sieht sie aus auf dem Plattencover, und ihre Baskenmütze und der cool zwischen den Lippen steckende Zigarillo erinnern an irgendetwas aus längst vergangenen Zeiten, an irgendetwas aus dem Geschichtsbuch der Underground-Bewegung. Irgendwann fällt dann der Groschen: frühe fünfziger Jahre, Hipsters und Beatniks, Existentiahsten und subkulturelle Jazzjünger.

Damit sind wir bei der Musik: Rickie Lee Jones schöpft unter anderem aus dem Bebop und dem Cool Jazz und steht womöglich Charlie Parker näher als Jimi Hendrix. Eine alte nostalgische Schachtel ist sie aber nicht, auch wenn sie zwischendrin so eine Art Jazz-Schlager singt („Company“), mit dem ich nichts anfangen kann. Charlie Parker war schließlich der wichtigste Wegbereiter des modernen Jazz, und von seiner Art Musik (also Bebop) inspiriert zu werden, bringt auch heute noch was. Rickie Lee Jones‘ Stärke sind sehr pop-orientierte Nummern, denen die Jazzeinflüsse den besondern Kick geben; „Chuck E.’s In Love“ ist dafür der Prototyp. Auf ihre verhaltene, leicht melancholische Art bringt uns Rickie den Geschmack von Straßen und Kneipen just around the corner und erzählt davon auch in ihren Texten; sie macht Musik, bei der man aufatmet, sich durchwärmt und Kraft tankt gegen die Unsinnigkeit, die uns umgibt.