Robert Pollard

Honey Locust Honky Tonk

Fire Records/Cargo

Kompromisslos und variantenreich: Das 19. Solo-Album des amerikanischen Ur-Indie-Rockers weiß zu gefallen.

Eines kann man diesem Mann nun gar nicht vorwerfen: Dass er gerne auf der faulen Haut liegt. Seit Anfang 2012 sind vier Alben seiner Band Guided By Voices mit insgesamt knapp 80 Songs erschienen. Hinzu kamen drei weitere unter eigenem Namen im selben Zeitraum. Honey Locust Honky Tonk ist das neueste davon. So ein Pensum macht im ersten Moment stutzig, aber man weiß ja längst, dass Robert Pollard ohne Akkordtempo nicht funktioniert. Nur einer der 17 Tracks auf dem Album ist über drei Minuten lang. Er heißt „Airs“ und sorgt für einen versöhnlichen Abschluss. Vorher geht es in vertrauter Weise drunter und drüber. In „Strange And Pretty Day“ hört man ein monoton gespieltes Klavier und Pollards Stimme, die in diesem Fall mit einem Mono-Mikrofon aufgenommen worden ist. Es folgt mit „Suit Minus The Middle“ einer der superkurzen Punk-Krawalle. In „Who Buries The Undertaker“ erinnert man sich an eine Zeit, als R.E.M. selbstbewusster wurden und noch nicht ausgeblutet waren. „She Hides In Black“ ist der Beatles-Gedenkbeitrag des Albums. In „It Disappears In The Least Likely Hands (We May Never Not Know)“ besteht der Text nur aus den Wörtern im Titel. Dabei will man ständig an die Pixies denken. Natürlich sind das alles keine Bestandteile, mit denen man die Welt aus den Angeln hebt. Aber das will einer wie Robert Pollard auch gar nicht. Er ist einer der letzten Romantiker im Rock, der sein Ding an Erwartungen vorbei durchzieht. Wir brauchen ihn nach wie vor.