Robert Wyatt – Ruth Is Stranger Than Richard
Wer das Besondere, das Ausgefallene abseits von jeder Massenproduktion liebt, der kaufe sich Robert Wyatt’s „Ruth Is Stranger Than Richard“. Wer den ehemaligen Drummer und Sänger von Soft Machine noch nicht kennt und experimentierfreudig ist, der sollte auf jeden Fall dieses Praline einmal testen, denn Wyatt läßt sich in kein übliches musikalisches Klischee pressen. Er produziert in erster Linie Musik, die in den Kopf geht, schafft ein Feeling für Weite; gebannt und mit Hingabe lauscht man seinen Klängen auf Side Richard, die in Richtung „Umma Gumma“ von Pink Floyd gehen, nur daß Wyatt stets eine einheitliche Stimmung schafft und keine aggressiven Gegenpole setzt und bei ihm Blasinstrumente im Vordergrund stehen. Mit vertrautem Boogie-Klang in „Soup Song“ wird man auf Side Ruth eingeführt.
Wichtig bei Wyatt ist, daß jedes Instrument gleiche Berechtigung hat, sie gegeneinanderspielen und doch ein musikalisches Ganzes bilden. Simpel rhythmisch vorgeführt mit einem schönen Bläsersatz in „Sonia“. Vertieft wird dies in „Team Spirit“, wo Wyatt mit seiner bekannt hohen Stimme gegen den Rhythmus der übrigen Musiker ansingt. In „Solar Flares“ auf Side Richard führt Wyatt’s Stimme und Keyboard uns in die Ferne, während Baß und Schlagzeug erdverbunden bei sich wiederholenden Figuren bleiben. „Muddy Mouse“, das sich über die ganze Seite zieht, wird zu „Muddy Mouth“, wo Wyatt’s Stimme gänzlich zum selbständigen Instrument, wieder zur Stimme wird, den Höhepunkt erreicht, wenn Wyatt im Chor mit sich selbst singt. Er singt nicht nur, sondern spielt Keyboards, Piano und Schlagzeug, um so bemerkenswerter, da Wyatt vom Rollstuhl aus agiert.