Rocko Schamoni – Der schwere Duft der Anarchie

Ist es so? Wäre der verführerische Verzettler Rocko Schamoni lange schon Star, könnte er sich nur dazu durchringen, den Menschen ein verbindlich-verlässliches Bild von sich zu präsentieren? Charme, Esprit und Witz, Entertainer-Qualitäten also hat er für zwei. Ideen für vier. Sie stecken im Telefonterrorprojekt „Studio Braun‘ und in der hanseatischen Kneipeninstitution „Pudel Club“, in der Schriftstellerei wie in seinen musikalischen Ambitionen, knackige bis schwelgerische Unterhaltungskunst zu schaffen. Das gelang ihm gut mit SHOWTIME, das schafft er fast besser noch mit …DUFT VON ANARCHIE, für das viel böses Geld in gute Streicher und Bläser investiert wurde. Der Versuch, in diesem Kontext auch politische Inhalte wie „Geld ist eine Droge“ naiv und wohltuend unzynisch zu verpacken, darf lange nach Lindenberg und neben dem klugen Mainstream von Blumfeld als weiterer gelungener Ansatz gefeiert werden, Pop gegen reaktionäre Mächte einzusetzen. Der zarte Schmelz des Schamoni-patentierten „liebenden Protestes“ zieht sich hauchdünn über das ganze Album, das sich in seinen großen Momenten wie „Hier kommt die Nacht“, „Berlin Woman“ oder in Falcos „Junge Römer“ nicht vergeblich um den Segen von Sinatra und Fagen bemüht. Doch wo Schamoni einen gelungenen Gag setzt, ist oft ein alberner ganz nahe.

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