Rocko Schamoni

The Best Of Rocko Schamoni Trikont/Indigo Schwulstpop: Rocko Schamoni blickt zu- rück auf 15 Jahre Paradiesvogeldasein.

Kann man diesen norddeutschen Szene-Clown so richtig ernst nehmen? Besitzt er gar politisches Potenzial? I Oder verschanzt sich dahinter nur das selbstverliebte Kalkül eines Dandys? Unzählige Phasen hat Rocko Schamoni im Laufe seiner Karriere durchlaufen, unzählige Stylings hat er durchlebt und dabei jede Menge Songs durch die Boxen geschickt. Das Beste von Rocko Schamoni aus den Jahren 1988 bis 2003 versammelt sich nun auf einem großzügig angelegten Doppel-Album. Als Vorspeise serviert Rocko noch einmal sein Jugendwerk. Die beiden Songs „Der Tiger“ und „Vollgas“ rekapitulieren, eingebettet in eine augenzwinkernde Post-NDW-Punk-Mixtur, feinste Motorradfahrerklischees. Vom Halbstarken-Epos wechselte er anschließend über zum funkigen Schlager, durchtränkt von Bläsersätzen und umsäuselt von weiblichen Back-up-Vocals. Textlich wie stilistisch hatte der Wahl-Hamburger damit seine Heimat gefunden.- krude Titel wie „Thorsten, zum Essen gezwungen“, semi-politische Botschaften („Du wählst CDU, darum mach’ich Schluss, lass mich bitte bloß in Ruh‘, denn du redest Stuss 1 und keinerlei Scheu vor musikalischer Ausschussware. Egal ob Schwulst und Kitsch, Disco-Schmonzetten oder butterweicher Schmeichelsoul, Rocko Schamoni trug alle Peinlichkeiten, die die Musikwelt zu bieten hatte, stolz wie eine Krone auf seinem Haupt. Bis heute hat sich daran nichts geändert. Seine letzten Alben SHOWTIME Und DER SCHWERE DUFT OER ANAR-CHIE gipfelten in opulenten Entertainment-Gelagen, wobei beißende Ironie unvermittelt auf Grooves prallt, zu denen schon das DDR-Fernsehballett hätte tanzen können. Welch tieferer Sinn aber hinter Rocko Schamonis Fassade steckt, darauf weif! das sorgsam zusammengestellte Werk natürlich auch keine Antwort. Fest steht nur eines: Rocko Schamoni ist irgendwie anders. Aber das wussten wir ja bereits vorher. 4

www.rockoschamoni.de