Rödelheim Hartreim Projekt – Zurück nach Rödelheim
Mit ihrem Debütalbum DIREKT AUS RÖDELHEIM setzten Moses Pelham und Thomas Hofmann Anfang 1994 neue Maßstäbe in der deutschen HipHop-Landschaft. Zusammen mit Schwester S. manifestierten sie 1995 ihre Position als Parade-Gangsta der Nation. Nun schreiben wir das Jahr 1996. Das Rödelheim Hartreim Projekt ist nicht „Alleinherrscher der deutschen Sprechsgesangsszene“, wie sie es in ihrem Titel ‚Vision‘ prophezeit hatten. Und sie werden es aller Wahrscheinlichkeit auch im Dezember nicht sein. Zumindest nicht in kommerzieller Hinsicht. Das Album enthält keine potentielle Single, die auch nur annähernd so massenwirksam daherkommt wie ‚Sie ist weg‘. Der Erfolg der Konkurrenz aus Stuttgart dürfte also ¿ was die Chartsposition betrifft ¿ schwerlich zu übertreffen sein. In musikalischer Hinsicht hinterläßt ZURÜCK NACH RÖDELHEIM im direkten Vergleich zum schwäbisch leichten LAUSCHGIFT beim Zuhörer jedoch wesentlich stärkere Spuren. Die Produktion von Moses P. und Martin Haas ist noch fetter als beim Vorgänger, der Sound insgesamt noch vielschichtiger. Da rollen die Rödelheimer mit verschiedensten Bassvariationen und großzügigem Streicher-Einsatz einen knöcheltiefen Teppich aus, auf dem Moses P. und Thomas H. ihre rabiaten Raps zum Besten geben. Und die beeindrucken durch ihren brillanten Reimfluß (‚Höha, schnella, weita‘) und strotzen – wie gewohnt nur so vor verbalen Kraftmeiereien und bösartigen Seitenhieben auf die Konkurrenz (‚Fantatstische Mutter‘, ‚Dich gibt’s gar nicht‘). Man kennt das ja, die bösen Jungs aus dem Ghetto stellen ihr Licht nunmal nur selten unter den Scheffel und sind in ihrer Wortwahl nicht eben zimperlich. Nur einmal schießen die beiden Frankfurter textlich dann doch übers Ziel hinaus. Denn Zeilen wie „… ich wisch‘ mir dein Blut an meine Jacke“ oder „… wir ham‘ Spaß mit dem Messer“ (aus ‚Fluchtweg‘) haben nichts mit etwaiger street credibility oder genreüblichem Gangsta-Gepose zu tun, sondern sind einfach nur dumm.
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