Rory Gallagher – Jinx

Der Mann mit dem karierten Flanellhemd hat zwei Sorten von Fans: a) solche, die wissen, daß Gallagher brillant Gitarre spielen kann und ihn mögen, weil er manchmal in härtere Gefilde abdriftet und b) solche, die ihren Rory lieben und ihm es deshalb nicht verübeln, daß er manchmal seine Roots verläßt und in härtere Gefilde abdriftet.

Nachdem TOP PRIORTTY und STAGE STRUCK sicher vieleSympathien bei den erstgenannten einbrachten, können die letzteren mit JINX ihre Liebe wieder auffrischen. Obwohl schon das Cover andeutet, daß sich der Maestro diesmal sehr der Studiotechnik gewidmet hat (Hattest wohl Gewissensbisse wegen des miesen STAGE STRUCK-Sound, alter Freund?!), vermittelt die LP eine sehr relaxte, von imaginärem Biergeruch geschwängerte Atmosphäre.

Die Songs orientieren sich wieder stärker am Blues/R&B als am rock, le diglich „Big Guns“ erinnert daran, daß Mister G auch mit Heavy Metal-Riffs umzugehen weiß. Ansonsten wurde viel mit Bottleneck gearbeitet („Double Vision“, excellent!), Mundharmonikas sind zu hören und der neue Drummer Brendan O’Neill trommelt locker und spielerisch, doch nicht ohne Drive. Den Baß zupft wie gewohnt Gerry McAvoy, aber – ohne die Leistung der Begleitmusiker schmälern zu wollen – die LP bekommt ihren besonderen Wert erst durch die Ausstrahlung Rory Gallaghers. Selbst der unsensibelste Hörer wird spüren, daß der alte Crack mehr macht als nur seinen Job; um nicht zu sagen: JINX wurde mit echter Hingabe eingespielt!