RZA – Presents Bobby Digital In Stereo

Tatsächlich. Sie sind fertig. Zumindest in Method Mans Fall hat daran so recht niemand mehr geglaubt: Mitte letzten Jahres angekündigt und seitdem verschoben mit kurzen und langen, stummen Pausen, in denen es schien,als sei er (wie sowieso alle Wu-Tangs) im Knast oder läge angeschossen hinter irgendeiner Mülltonne. Dabei hat er nur an der Platte gearbeitet bis alles gut ist – so zumindest klingt es aus seinem Munde. Vom Tonträger klingt es dagegen eher, als hätte Johnny Blaze, The Ticallion Stallion oder wie auch immer Clifford Smith sonst gerade heißen mag, einfach über die Monate und Jahre hinweg jeden gerappten Zweizeiler aufgenommen, es mit ein paar zusammengewürfelten Beats und diversen Interludes verbunden und ab dafür. Was bekanntlich die Wu-Tang-spezifische Arbeitsmethode ist: aus gewaltigen Haufen von unbehandeltem Chaos etwas zusammenschichten, bis es auf merkwürdige und faszinierende Weise funktioniert. Auf dem Tonträger mit dem schwachsinnigen Titel TICAL 2000 fehlte dafür aber offensichtlich die zentrale Person, der Puzzlespieler, der Overseer, namentlich RZA. Die heilige Wu-Allianz ist zerbröckelt, man steckt mittlerweile in kleineren Gruppen zusammen und Robert „RZA“ Diggs hat naheliegenderweise entschieden, nicht mehr jedes der neun Mitglieder (inclusive ihrer fünfzig Freunde) mit Musik zu versorgen, sondern erstmal nach seinem eigenen Scheiß zu sehen. Auf dem Weg zu sich selbst fiel dem triefäugigen Mann dann die grausame Wahrheit auf – er wird bald 30. Also schnell eine neue Person erfunden – Bobby Digital, 18jähriger Stecher, Ghetto Superstar und RZAs verlorene Jugend. Für diesen neuen Freund hat er musikalisch nochmal neu gemischt, wie immer Piano, wie immer Streicher, aber kombiniert mit Elektroschnipseln und weiblichen Soulstimmen in einen flirrendhypnotischen Zwitter aus 70ern und 90ern. Noch nicht einmal die Tatsache, daß Method Man die sonor-angenehmste und RZA die nasal-nervigste Stimme des Clan hat rettet den großen Kiffer, sondern trägt eher dazu bei, daß ßobby Digital deutlich präsenter erscheint und Meth im dumpfen Gebräu seiner Soundfluten untergeht. Über Inhalte sollte man bekanntlich besser nicht sprechen – beide Platten sind bis zum Rand voll mit wortreichem Dünnsinn, mal mehr, mal weniger frauenfeindlich. Was besonders in RZAs Fall unangenehm auffällt, ist er doch schließlich der Wagenlenker des Clan. Licht und Schatten. So muß es wohl sein. Wu-Tang Mutherfucker.