Samy Deluxe

Verdammtnochma!

Hamburger Rap-Idol holt mit zweiten Album zum Rundumschlag aus.

Nach den fetten Jahren versackt der deutsche Rap derzeit im kreativen Brachland. Wer auffallen will, macht auf Aggro wie der Berlin-Clan um Sido. Oder man emigriert. Samy Deluxe hat sich bereits entschieden, zumindest geistig. „Es ist wahr, ich mag dieses Land nicht, bitte vergesst nicht, dass ich das hier nur für euch mach“, singt der funky Alster-Homie auf seinem zweiten Abum. Keine Sorge: Er wird vorerst in Hamburg bleiben. Musikalisch aber orientiert er sich verstärkt in Richtung USA. Teile des Albums sind in New York und Detroit entstanden, und auch wo Samy auf seine bewährten Kumpels DJ Dynamite und Tropf und auf DJ Desue zurückgreift, klingt es sehr nach Jay-Z, 50 Cent und Kanye West. Man ist up todate. Die Veranstaltung steht und fällt jedoch mit ihrem Hauptdarsteller, der zum Glück voll bei der Sache ist. Einige mögen es als arrogant empfinden, wie er sich in 22 Tracks über 80 Minuten präsentiert, aber ausgeprägtes Selbstbewusstsein hat einem Rapper ja noch nie geschadet. Samy ist „Einfach Ich“. „DerGuteste“ und an der Seite von Afrob auch der „Champion“. An diesen kampflustigen Stellen spürt man die Sehnsucht nach den Gründerjahren des HipHop in Deutschland, nach Zeiten, als dieser geniale Freestyle-MC die Konkurrenz bei jeder Battle in Grund und Boden redete. Trotz aller Muskelspielerei lässt Samy Deluxe aber auch Raum für Verletzlichkeit, etwa wenn er im „Blick zurück“ über seine schwierige Kindheit ohne Vater spricht. Das werden ihm die Kritiker als Laschheit auslegen. Sollen sie doch. Dem großen Polarisierer darf es egal sein. Samy hat wieder Zeichen gesetzt, das ist mehr als genug.