Santana – Drei Re-Releases :: Samba-Pa-tisch
Noch heute liefert Carlos Santana mit ständig wechselnden Musikern alle paar Jahre ein neues Album in der von ihm gewohnten Stilmixtur aus Latino-Drive, Urban-Blues und einer Prise Rock ’n‘ Roll ab. Viel bewegen kann er damit heute freilich nicht mehr. Doch bei der Gründung des Septetts 1968 in San Francisco zählten seine afrokubanischen Polyrhythmen aus brodelnden Perkussion-Feuerwerken und dominanten, in den Vordergrund gemixten Gitarrenlicks mit zum innovativsten, was das Jahr der weltweiten Studentenunruhen musikalisch zu bieten hatte. Die drei frühen Santana-Alben fanden schon in den Kindertagen des Mediums CD den Weg auf die kleinen Silberscheiben. Doch jetzt liegen sie-tontechnisch auf den neuesten Stand gebracht – jeweils mit drei Live-Tracks und um informative Booklets erweitert, in nagelneuer „Collectors Edition“ zum Mid-Price vor. Am frischesten klang das multikulturelle Kollektiv auf dem schlicht SANTANA (489542 2), 6 Sterne, betitelten und noch im Erscheinungsjahr 1969 vergoldeten Erstlingswerk. Nährboden für die verwegene Stilmixtur war der drogenvernebelte und übervölkerte Hippie-Stadtteil Haight-Ashbury, wo juvenile Ausreißer, soziale Outcasts, Einwanderer aus Mexiko und Puerto Rico sowie die Kolonie der aus den 50er Jahren übriggebliebenen Beatniks aufeinandertrafen. Mit Hilfe des deutschstämmigen Konzertimpresarios Bill Graham, der als inoffizieller erster Manager Santanas fungierte, startete das bunt zusammengewürfelte Sextett seine Karierre. Bei umjubelten Auftritten in Grahams Musentempel Fillmore West brillierten Carlos und seine Mannen mit einem einzigartigen instrumentalen Livesound. Den bannten sie mit inspirierten Songs wie „Waiting“, „Evil Ways“, „Soul Sacrifice“, vor allem aber mit dem immens populären, auch als Single ausgekoppelten „Jingo“ im Studio authentisch auf das Debütalbum. Alle genannten Tracks zählen noch heute zum Live-Repertoire von Santana. Vom sensationellen Set beim legendären Woodstock-Festival 1969, das die Band via Konzertfilm den wertweiten Durchbruch brachte, stammen drei Bonustracks – zwei davon, „Savor“ und „Fried Neckbones“, waren bislang unveröffentlicht. Im Sommer 1970 erschien das zweite Album, ABRAXAS (489543 2), 5 Sterne. Das Album war wesentlich stärker in der mittelamerikanischen Folklore verwurzelt als sein Vorgänger und wurde ebenfalls sofort mit Edelmetall ausgezeichnet. Mit der zeittypischen psychedelischen Exkursion „Singing Minds, Crying Beasts“, der eleganten Peter Green-Komposition „Black Magic Woman/Gypsy Queen“, Titu Puentes keyboardgetriebener Latino-Hymne „Oye Como Va“ oder den originellen Beiträgen von Sänger/Organist Greg Rolie („Hope You’re Feeling Better“, „Mother’s Daughter“) und des Perkussionisten Jose Areas („Se A Cabo“, „EI Nicoya“) ging es kreativ noch stetig bergauf. Doch machten sich auch erste Ansätze in Richtung seichte U-Musik bemerkbar, etwa in Form des späteren Millionen-Hits „Samba Pa Ti“. Als potentieller Kaufanreiz für die Hippieklientel sorgten vor allem das exzellente, in der Vinyl-Originalausgabe ausklappbare LSD-Collagen-Cover, sowie der von Hermann Hesses Kultbuch „Demian“ entliehene Albumtitel. Drei Bonustracks auf ABRAXAS stammen von einem Livemitschnitt in der Londoner Royal Albert Hall im April 1970. Wesentlich rauher und erdiger als die beiden Vorgänger klang SANTANA III (489544 2), 4 Sterne. Noch zaghafte Jazz-Ansätze („Toussaint L’Overture“, Jungle Strut“) und wild pulsierende Rock-Rhythmus-Orgien („Everybody’s Everything“,“No One To Depend On“) hielten sich dabei in etwa die Waage. Bonus-Highlights auf SANTANA III sind drei Liveaufnahmen vom Sommer 1971 aus dem Fillmore West, darunter das superrare, bis dato unveröffentlichte „Gumbo“. Bevor der Urbesetzung der Band durch steigenden Drogenkonsum und zunehmende Egoprobleme vollends die Luft ausging, versuchte Carlos Santana noch mit zwei Neuzugängen für frischen Wind zu sorgen. Mit Gitarrist Neal Schon (1973 gründete er mit Greg Rolie die Band Journey) und Trommler Pete „Coke“ Escovedo (der Vater von Sheila E.) sollte allen kommerziellen Verlockungen getrotzt werden. Dennoch brach das Septett nach den Aufnahmen von SANTANA III auseinander.
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