Santana – Welcome

Platte des Monats:

Was mit Santana’s letztem Album ‚Caravanserai‘ begann, wird hier konsequent fortgesetzt. Was dort manchmal nur in Ansätzen und oft unfertig erschien, ist auf ‚Welcome‘ ausgereift und erreicht eine Schönheit, die unbeschreiblich ist. Der stampfende, mitreissende Percussionsound von früher wird heute gefühlvoll als Grundstock für E-Piano, Orgel und Gitarre eingesetzt. Von der Ur-Besetzung überlebten nur Drummer Mike Shrieve und Congaspieler Chepito Areas die Wandlung und natürlich Carlos selbst. Erneut beweist er, dass er zu den ganz grossen, beflügelten Gitarristen gehört. Der ganze Sound ist weicher, flüssiger und sicherer geworden und bietet eine unglaubliche Komplexität. Nachdem man den erfolgreichen kubanisch/mexikanisch angehauchten Afro-Rock in die Ecke gestellt hat, erinnert die Gruppe heute (besonders auf der 1. Seite) mit einigen Jazzanleihen eher an Chick Corea, Deodato und andere südamerikanische Soft-Jazzer (bzw. -Rocker). Carlos‘ Gitarrenstil hat ebenfalls eine Wandlung durchgemacht! Dank der langen Zusammenarbeit mit dem Mahavishnu Mc-Laughlin und dem meditativen Charakter seiner Guru-Bekanntschaft erreicht er fast himmlische Reife. Er ist einer der wenigen Musiker, denen ich ihre Meditationseuphorie abnehme. (Endlich hat ‚mal ein Guru, was die Musik betrifft, ganze Arbeit geleistet). Sein Feeling lässt ihn keine Sekunde im Stich und ununterbrochen erzittert man vor der Schönheit seiner Musik. Der ehemalige Jazz-Sänger Leon Thomas gibt den Songs ein weiches, melodiöses Gepräge. Tom Caster und Richard Kermode an versch. Keyboards passen sich phantastisch an und bringen meist packende Solis. Gast-Flötist Joe FareH verdient ebenso wie der Mahavishnu (der sich in einem Song die Ehre gibt), genannt zu werden. Ich möchte kein Stück hervorheben, denn die Scheibe ist so wahnsinnig gut, dass schon eine gehörige Portion Frechheit dazugehört, eines davon abzuwerten. Gefällt Euch ‚Welcome‘ nicht beim ersten Hören, habt Geduld und ich bin sicher, sie wird sich nach ein paar weiteren versuchen wie ein Stern, strahlend aus Eurer Plattensammlung hervorheben. Ich kann diese Musik nur ganz schlicht als ‚göttlich‘ bezeichnen!