Scott Walker – Climate Of Hunter

Pop-Oppositionelle finden sich immer und überall – auch wenn sie sich zumeist in der Minderheit befinden. Erst recht, wenn der maßgebliche Künstler Scott Walker heißt und als Kultlegende gilt. Der mittlerweile 62 Jahre alte Amerikaner mit Wohnsitz London lieferte mit tue drift just das jüngste Puzzlestück eines 1984 begonnenen Experiments, das seine Fortsetzung 1995 mit dem gespenstischen Tilt! fand. Immerhin wissen wir nun, daß Walkers kreativer Zyklus elf Jahre beträgt, tappen ansonsten aber weiter im Dunkeln, was die künstlerische Intention anbelangt: Ist es eine gerade abgeschlossene Trilogie, oder wird 2017 ein viertes Album das Rätsel endgültig losen, oder möglicherweise gar neue aufgeben? Im Zuge eines solch bahnbrechenden Ereignisses läßt sich der ehemalige Vertragspartner Virgin nicht lumpen, legt mit Climate Of Hunter den für Mainstream-Ohren noch halbwegs goutierbaren ersten Teil der zunehmend verschrobeneren Walker-Ergüsse neu auf. Tontechnisch optimiert liegen dem zwischen August und September 1983 mit prominenten Gästen wie Dire-Straits-Veteran Mark Knopfler, Fusion-Jazzer Mark Isham und Pop-Soul-Legende Billy Ocean eingespielten Werk per Booklet die reichlich unverständlichen Texte bei. Mit dem spröden Opener „Rawhide , nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen TV-Themen-Klassiker von Frankie Valli, legt der ehemalige Teen-Beat-Star der Walker Brothers konsequent kryptisch los: ….. Cro-magnon herders will stand in the wind, sweeping tails shining, and scaled to begin…“ – wenigstens reimt es sich halbwegs, denken Spötter, und verweilen noch ein wenig in der steppenhaften Urwiege der Menschheit. Walker setzt in den knapp 30 Minuten auf spartanischspröde Arrangements, liebäugelt mit Klang-Avantgarde, Americana, Jazzig-Balladeskem, und nur vier von acht Tracks sind ordnungsgemäß betitelt – da verblaßt selbst seine für die Ära der Spätsechziger anspruchsvoll wirkende, von 1 bis 4 durchnummerierte Albenreihe Scott zu ordinärem Kuschelweichpop. Wer auf Bonustracks gehofft hat, sieht sich selbstredend – enttäuscht: Die geringe Haltbarkeit von Experimentellem läßt ein Archivieren nicht zu.

www.scottwalker.com