Scott Walker – Scott Scott 2 Scott 3 Scott 4

Der heutzutage vielfach inflationär gebrauchte Begriff „Kultfigur“ kann mit Sicherheit auf einen angewandt werden: Scott Walker. Seit mehr als drei Dekaden abgöttisch verehrt von einer eingeschworenen Fangemeinde, zu der auch Kollegen wie David Bowie, Marc Almond, Nick Cave oder Julian Cope gehören. In den beiden vergangenen Jahrzehnten veröffentlichte der als Scott Engel 1944 in Hamilton, Ohio, geborene Interpret mit dem schmeichelnden Bariton gerade mal zwei – völlig aus dem Rahmen fallende – Alben (CLIMATE OF HUNTER,TILT). Das Aushängeschild der Mittsechziger-Teenbeat-Sensation Walker Brothers näherte sich mit aufgelösten Songstrukturen der atonalen Avantgarde von Arnold Schönberg oder Karlheinz Stockhausen. Der seit Jahrzehnten zurück gezogen in London lebende Sänger, Musiker und Komponist lieferte damit seiner Fangemeinde weitere Nahrung, aus der selbige allzu gern Mythen sponn. Die ersten vier Solowerke, die Scott Walkers legendären Ruf einst begründenden, liegen nun in technisch hervorragend bearbeiteter Form vor. Dass Walker zu Höherem berufen war, ließ sich schon 1967 beim dem Erscheinen seines ersten Longplayers SCOTT 6 abschätzen. Dem stets geschmackvollen CEuvre der Walker Brothers folgte eine konsequent nach persönlichem Geschmack ausgewählte zwölfteilige Songkollektion. Die im luftigorchestralen Gewand inszenierten Pop-Symphonien, stammten entweder von Scott selbst (herausragend: „Montague Terrace In Blue“), oder aber von anspruchsvollen Songwritern wie Jacques Brei („My Death“, „Amsterdam“) und Tim Hardin („The Lady Came From Baltimore“). Walkers hingebungsvolle Verehrung für den belgischen Ausnahme-Chansonnier Brei setzte sich mit zwei weiteren seiner Stücke („Jackie“,“Next“) auf dem 1968 veröffentlichten SCOTT 2 6 fort. Konzept und Mischung ähneltem verblüffend dem Vorgänger,jedoch gerieten die Klanggemälde in der Umsetzung noch elegischer, Selbstkomponiertes wie“PlasticPalace People“ oder „The Amorous Humphrey Plugg“ inhaltlich an die Grenze sarkastischer Satire. Mittlerweile präsentierte der scheue Mädchenschwarm im britischen Fernsehen eine eigene Show mit interessanten musikalischen Gästen und grandiosen Duett-Auftritten (das zugehörige Album SCOTT SINGS SONGS FROM HIS TV SERIES wartet bislang vergeblich auf seine CD-Premiere). Auf dem 1969er Album SCOTT 3 4/ 2 finden sich außer den obligatorischen (drei) Brei-Interpretationen nur noch selbstverfasste, hochwertige Songs wie „Copenhagen“, „It’s RainingToday“ und „We Came Through“. Ein radikaler Bruch mit den Hörgewohnheiten lieferte das ebenfalls noch im Jahr 1969 erschienene, mit einem Zitat des Schriftstellers Albert Camus versehene Album SCOTT4 6. Das mehr und mehr zur Einsiedelei neigende musikalische Genie präsentierte hier erstmals ein ausschließlich aufs eigene Konto gehendes, stilistisch facettenreiches Konzeptwerk. Ebenso zeitlos und hochwertig wie auf den drei Vorgängeralben, zelebrierte Scott Walker hier einen nicht immer ganz einfach nachzuvollziehenden melancholischen Songzyklus („The Seventh Seal“,“On Your Own Again“, „Boy Child“, Rhymes Of Goodbye“) voller Selbstzweifel und Seelenqualen. Grandios!