Serge Gainsbourg – Histoire De Melody Nelson :: Backkatalog

Phänomenales Startset für Ncu-Gainsbourgiancr. Die Wiederveröffentlichung des Meilensteins aus dem Jahr 1971. Nicht nur in seiner Heimat Frankreich spielte Serge Gainsbourg eine gewichtige Rolle als eine Art Leonardo da Vinci der Pop-Neuzeit. Ließen sich doch schon zum Beginn seiner Karriere in den späten 1950ern bei ihm die Berufsbezeichnungen Musiker, Komponist, Chansonnier, Entertainer und Talentlörderer anführen. Später kamen dann noch Schauspieler, Regisseur und Drehbuchautor hinzu. Nicht zu unterschätzen ist auch Serge Gainsbourgs Rolle als Agent Provocateur, der sich in der Öffentlichkeit mit denkwürdigen Skandalen inszenierte. Doch vor allem der Einfluss des 1991 an einem Herzinfarkt – oder besser, an einem Zuviel an Leben – verstorbenen Allroundtalents blieb nachhaltig im Gedächtnis. Diverse künstlerische Inkarnationen, darunter auch Duette mit Brigitte Bardot und Langzeitmusc Jane Birkin, hatte Serge Gainsbourg schon hinter sich, als er 1971 mit 43 Jahren seinen Meilenstein präsentierte: HISTOIRK DK MKl.ODV NELSON. Ein Konzeptwerk in Zeiten, als ausladende Epen im serai-klassischcn Rahmen ohnehin en vogue waren, aber ausschließlich in Fantasy-Welten schwelgten. Doch der auf Krawall gebürstete Kettenraucher und Trinker Gainsbourg erzählt – in großorchestrale Arrangements von Jean-Claude Vannier gebettet und von Jane Birkms Gesang unterstützt – eine auf dem mystischen afrikanischen Cargo Cult basierende Geschichte von einem stinkreichen Typen mittleren Alters, der zu viel Zeit auf der Hand mit seinem Rolls-Royce durch die Gegend braust und dabei – ob absichtlich oder nicht, bleibt offen-ein junges Mädchen namens Melody Nelson anfährt. Anstatt sie im Krankenhaus untersuchen zu lassen, entjungfert er die holde Maid lieber im Hotel. Als ob das nicht schon seltsam genug wäre, bleibt auch das erhoffte Happy End aus, als die fortan schrecklich in ihn verliebte Engländerin Melody beim Rückflug nach Sheffield abstürzt und stirbt. Stilistisch bleibt Gainsbourg gewohnt ambivalcnt. Zumal die fatale, von Londoner Sessionmusikern in Szene gesetzte Love Story sowohl vom Progressive Underground als auch Moderner Klassik und Easy Listening eines Burt Bacharach partizipiert. Stilecht präsentiert sich hingegen die komplett remasterte Neuauflage in 180-Gramm-Vinyl und auf CD: 40-Seiten-Booklet samt sämtlicher schmutziger Produktionsdetails, Texten in Englisch und Französisch sowie einem ausführlichen Interview mit dem Meister aus dem Jahre 1971 lassen keinerlei Wünsche offen.