Sex Pistols – The Great Rock’n’Roll Swindle :: Alles Schwindel

Der Coup ist eigentlich genial gewesen: Da kassiert eine Band von einer Plattenfirma den Vorschuß von 40.000 Pfund, die Plattenfirma bekommt es mit der Angst, weil die Band von Anarchie singt, und entläßt sie wieder. Der Vorschuß bleibt. Dann erscheint Firma Nummer zwei, löhnt 75.000 Pfund und hat die Band ganze sechs Tage unter Vertrag, weil die US-Muttergesellschaft panisch wird. Der Vorschuß bleibt. Also tritt Firma Nummer drei auf den Plan, drückt 15.000 Pfund ab und handelt sich fortan jede Menge Ärger ein. Das klingt wie Fiktion, war aber Realität, und ist im Film The Great Rock’n’Roll Swindle grundsätzlich wahrheitsgetreu – wenn auch überspitzt – dargestellt. Julien Temple drehte den Streifen 1979, als die Sex Pistols schon vorbei waren: eine amüsante Mixtur aus Dokumentarischem, Spielfilmszenen und einer gehörigen Portion britischen Wahnsinns. Manager Malcolm McLaren (sein Berufscredo: „Cash Front Chaos“) etwa sinniert großspurig über das Rock-Biz, während er in der Badewanne liegt und sich von einer Liliputanerin die Füße waschen läßt. Sid Vicious grölt vor mittelaltem Publikum „My Way“, bevor er Teile desselben mit einer Pistole niedermacht. Paul Cook und Steve Jones Jetten indessen nach Rio, wo sie gemeinsam mit dem Eisenbahnräuber Ronnie Biggs Bier trinken und einheimischen Schönheiten beim Powackeln zusehen. Da werden dann englische Proletarierträume wahr, und ein feister Typ in Nazi-Uniform darf natürlich auch nicht fehlen. So sind sie, die Engländer. Immer für ein Späßchen zu haben. Ein Happy-End gibt es natürlich nicht, Johnny Rotten (von McLaren „Kollaborateur“ genannt) macht seine eigene Band auf, Vicious entleibt erst seine Freundin, dann sich selbst. Mit dieser Meldung endet der Film, doch die Show ging weiter: Jahre später verklagten Cook, Jones, Rotten und Vicious‘ Mutter den Ex-Manager McLaren. Es ging um eine Million Pfund. Wie gesagt: Der Coup ist eigentlich genial gewesen.

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