Shed Seven

Instant Pleasure

Infectious/PIAS/Rough Trade (VÖ: 10.11.)

Nach 15 Jahren Sendepause gehen die Britpop-Zweitligisten frisch poliert in eine neue Runde. Das Ergebnis entspricht exakt den Erwartungen.

In den 90er-Jahren veröffentlichten Shed Seven einen Strang ganz hervorragender Singles (allen voran „Dolphin“ und „Speakeasy“), die das herrschende Momentum so passgenau abbildeten wie nur wenige andere. Das 1994 erschienene Debütalbum, CHANGE GIVER, war gleichzeitig klassischer Pop der Kinks-trifft-Smiths-Schule und hübsch angepillt, es konnte durchaus aber auch mit den heute kanonisierten Großtaten von ­Suede, Blur, Pulp und Oasis mithalten.

Youtube Placeholder

An dieser Stelle findest du Inhalte aus Youtube
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

Die Band aus York verabschiedete sich anschließend wie viele ihrer Kollegen in die Mittelmäßigkeit. 2001 erschien das letzte Studioalbum, ihm folgten über die Jahre sechs (!) Live-Alben und Compilations. Das Comeback mit einem neuen Studioalbum ist keine wirkliche Überraschung. Überraschend ist hingehen dessen Wucht: Mit Infectious sind Shed Seven bei einem durchaus großen Label untergekommen, mit Youth fand sich ein Produzent, der sehr genau weiß, wie man einen Rocksong so hinbiegt, dass er noch kratzt, aber nicht so arg, dass Wunden bleiben.

Youtube Placeholder

An dieser Stelle findest du Inhalte aus Youtube
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

Diese Maschine killt Überraschungen, und daran ändert dann auch die Tatsache nichts, dass gefühlt etwa alle zehn Sekunden irgendwas im Hintergrund brummt und bimmelt. Es schafft aber eine angemessene Grundstimmung für zwölf Rocksongs, die gleichzeitig an Cool-­Britannia-Zeiten anschließen, aber auch im Modern-Rock-Radio laufen könnten, vor allem natürlich das vorab ausgekoppelte „Room In My House“ oder der Schmachtfetzen „Hang On“. Interessanter sind andere Stücke, etwa „Victoria“, das nicht nur vom Bahnhof, sondern auch vom Mädchen handelt und sich aus einem recht simplen Akustik­arrangement in Richtung Bläser-­Streicher-&-mehr-Britpop wälzt, oder das (im Wortsinn) flotte „People Will Talk“.