Silverchair – Diorama

Man kann nicht behaupten, sie hätten uns nicht gewarnt. Schon vor geraumer Zeit kündigten Silverchair an, das kommende Album würde „anders“ werden als die Vorgänger. Nun ist DIORAMA da – und es ist in der Tat anders geworden. Dramatisch anders. Die australischen Wunderkinder Daniel Johns. Ben Gillies und Chris Joannou beschreiten mit ihrem vierten Longplayer gänzlich neue Wege. Kaum etwas erinnert mehr an die Grunge-verliebten Rotzbengels von einst, denen die Presse das zweifelhafte Etikett „Nirvana in Pyjamas“ anheftete. DIORAMA ist gewichtig. Episch. Bombastisch. Mid-Tempo-Rock im Breitwand-Format, bei dem die Band genüsslich in weitschweifigen Orchester-Arrangements schwelgt, für die kein Geringerer als Beach Boys-Intimus Van Dyke Parks verantwortlich zeichnet. Johns beeindruckt vom ersten Ton an mit seinen stimmlichen Fähigkeiten, und die überwiegend ruhigen Songs wie das großartige „World Upon Your Shoulders“ fließen über vor großen, betörenden Melodien. Bisweilen driftet die Chose mit ihrer Streicher-Dramatik jedoch arg nahe in Richtung „Soundtrack zu total süßem Disney-Zeichentrickfilm mit total süßen Pferdchen“ („Juna In TheBrine“, „Luv Your Life „). Immerhin werden durchhaltefähige Fans der „alten“ Silverchair in „One Way Mule “ mit einem tonnenschweren Gitarrenriff versöhnt, und auch „Lever“ strotzt zunächst vor metallener Heftigkeit an, lässt dann aber den lustvoll bangenden Kopf durch unvermittelt eingesprengte Orchesterklänge auf Halbmast erstarren. „After All These Years“ fasst schließlich als letzter der elf Songs den neuen Silverchair-Sound nochmals zusammen und hinterlässt dabei einen bei dieser Band eher ungewöhnlichen Nachgeschmack von Barclay James Harvest meets Queen meets Elton John. Überwältigend. Und verdammt mutig.

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