Sinead O’Connor – The Year Of The Horse

Schon die erste Sequenz dieses 60-minütigen Live-Videos setzt ganz auf Konzentration und Intensität: Wir sehen Sinead O’Connor im Zentrum eines Lichtkegels. Mit vor (durchaus glaubhaftem) Leidensdruck vibrierender Stimme und fahrigen Bewegungen singt sie „Feel So Different“ — ihre Bond bleibt dabei optisch im Dunkeln und akustisch ganz im Hintergrund. Erst im zweiten Song .The Emperor’s New Clothes“ bekommen wir das kompetent agierende Ensemble der Irin zu Gesicht — doch im Brennpunkt des Geschehens steht bis zum Ende allein Sinead. Die Konzentration auf den Star ist der Schwachpunkt vieler Live-Videos, in diesem Fall aber ist die Entscheidung der Regisseurin Sophie Muller goldrichtig: Sinead als Protagonistin ist absolut abendfüllend mit ihrer eigenwilligen Motorik, die spröde Nervosität ebenso ausdrücken kann wie pure Lust (in .Lay Your Hands On Me“, einem dringlichen Beischlafangebot an Mickey Rourke). Nicht minder fesselnd: O’Connors Mimik, die sie mal wie ein böses Tier und gleich darauf wieder engelhaft schön erscheinen läßt. Die sehr flexible Bildregie fängt all das exzellent ein, nützt je nach Bühnengeschehen und Musik von der Totalen bis zur Nahaufnahme und und von ganz ruhigen bis zu rasend schnellen Schnitten alle optischen Mittel und profitiert dabei auch von der exquisiten Lightshow. So dokumentiert das Video (aufgenommen bei Konzerten in Brüssel und Rotterdam im Oktober 1990) nahezu optimal die Performance einer Künstlerin, die mit ihrer Inbrunst selbst einen von allen Radiosendern dieser Welt eigentlich schon totgedudelten Hit wie „Nothing Compares To You“ zu einem echten Live-Erlebnis macht.