Slade – Beginnings/Play It Loud; Slade Alive; Slayed?; Old New Borrowed And Blue :: VÖ: 15.9.

Das Schattendasein, das Slade in der Rockhistorie spielen, ist erstaunlich, wenn man bedenkt, dass die vier Burschen aus Wolverhampton 1972 ernsthaft als „neue Beatles “ gefeiert wurden und die erfolgreichste britische Rockband der frühen 70er waren. Schuld daran sind vor allem die Fundusverwalter: Ihre damalige Plattenfirma Polydor ließ die Schätze, die in den Archiven ruhten, jahrzehntelang vergammeln, scheuerte immergleiche Compilations der sattsam bekannten Singlehits in die Ramschkisten und ignorierte Alben und B-Seiten wie ekliges Ungeziefer; dabei sind die mehr als ein Ohr wert. 1966 als The NBetweens gegründet, hauste das Quartett auf einem Wohnwagen-Parkplatz in Devon, spielte in jedem Loch (auch mal im Hamburger Starclub], ließ sich von einem Betrüger auf die Bahamas exportieren, in Ambrose Slade umtaufen (nach einer Handtasche und einer Puderdose], ehe es in Ex-Animal Chas Chandler einen Manager/Produzenten fand, der ahnte, was da drinsteckte. BEGINNINGS I1969] 4, eine wilde Mixtur aus Coverversionen von Steppenwolf, Zappa, Marvin Gaye. Beatles. Moody Blues u. a. und verschrobenen Selbstversuchen, floppte ebenso wie der größtenteils selbst komponierte (aber nicht weniger verschrobene) Nachfolger play IT loud 4 , für den Chandler der Band ein ungeliebtes Skinhead-Image verpasste und der Name auf die fortan gültige Fünf-Buchstaben-Faust verkürzt wurde. Erfolg hatten Slade vorläufig nur live – und zwar so immensen, daß SLADE ALIVE 6 [nach derTop-20-Single“.Get Down And Get With It“, deren B-Seite leider auch auf der neuen Ausgabe fehltl nicht nur den Durchbruch brachte, sondern zum Klassiker wurde – was vier wilde Jungburschen ohne Overdubs und technische Sperenzchen auf einer kleinen Bühne an Lärm, Dynamik und Spannung anzetteln konnten, ist nirgends so gut dokumentiert wie hier. (Die Neuausgabe enthält dazu slade alive vol. II, eine eher müde Angelegenheit, die 1978 vergeblich versuchte, den Coup zu wiederholen, den ’83er Glam-Metal-Heizkessel slade on STAGE und die legendäre EP vom Reading-Festivaf 1980, wo die so gut wie aufgelösten Slade kurzfristig für Ozzy Osbourne einsprangen und ein zweites Mal von bankrotten Nobodys zu Superstars wurden. I Nach alive hagelte es Hits, das Rezept blieb meist ähnlich: knalliges Riff, Ohrwurm-Melodie, röhrender Nebelhorngesang, unverwechselbar schwingendes, rhythmisches Fundament, das Ganze durch in Reihe geschaltete Amps gejagt und in ein paar Stunden fertiggestellt. Dass Slade nicht nur Hit-Spürnasen und fantastische Musiker, sondern auch vielseitige Songwriter waren, zeigten sie nebenbei mit B-Seiten wie dem Tin-Pan-Alley-Swing „Kill ‚Em At The Hot Club Tonite“, dem Folk-Wurzelgemüse“.My Life Is Natural“ und auf den Alben: slayed? 119721 5 enthält neben Hits und Dampfmaschinen für den Livegebrauch auch das entwaffnend melancholische“.Look At Last Nite“ und eine in jeder Hinsicht umwerfende Coverversion von Janis Joplins“.Move Over“. OLD NEW BORROWED AND BLUE 11974) 4,5 verglich ein britischer Kritiker mit Rubber SOUL – etwas übertrieben vielleicht. Aber die Bandbreite zwischen Ballade, Pub-Rock. Folk, Funk, Country-Anklängen, Honky-Tonk-Schlager und Glam-Rock. der trotzdem urtümlich englische Eigen-Sound der Band und der überwältigende Erfolg INummer eins aufgrund der Vorbestellungen] ließen durchaus an die Beatles denken. Damit lund mit dem Evergreen“.Merry Xmas Everybody“) endete Stades größte Zeit -wies weiterging: demnächst hier.

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