Slumberland

Don’t take it too easy, altes Haus! Zum Umzug in die Hauptstadt veröffentlicht Blumenbar einen Roman (die Beurteilung des Covers überlassen wir diesmal anderen) zum Thema „Berlin in der Zeit des Mauerfalls*: 1989 kommt der afroamerikanische DJ Darky nach Berlin, um seinen frisch entwickelten Sound durch den zunächst spurlos verschwundenen „Jazzgott“ Charles Stone, genannt „der Schwa“, auf Produktionsebene veredeln zu lassen. Erste Anlaufstation ist das Slumberland, eine seinerzeit schwer angesagte Jazzkneipe in Schöneberg, die es heute noch gibt. Dort findet Darky einen Job und Menschen, die mit ihm Freundschaft und Liebe teilen. Das weckt, so weit, Erinnerungen an „Herrn Lehmann“, der ebenfalls in der Berliner Kneipenszene während der sog. Wendezeit spielt. Die Protagonisten leben in einem kulturellen Soziotop, das es so nur auf der „Insel West-Berlin“ gab, im kreativen Langzeitausnahmezustand zwischen Verrücktheiten und Drogenexperimenten. Eine eigene „Note“ (s.o.)erhält „Slumberland“ durch das umfangreiche Musikwissen, das Beatty m die Erzählung packt. Das liest sich streckenweise wie eine einzige Plattenkritik, quer durch die Jazzgeschichte. Könnte eventuell als Grundlage für ein Proseminar dienen. Beatty nimmt sich jedenfalls zu viel vor, wenn er neben Musikwissenschaft auch noch den innerdeutschen Konflikt und Schwarz-Weiß-Rassismus ins narrative Visier nimmt. Da wird der schöne Ausflug in die deutsche Geschichte unglaubwürdig, albern und klischeebehaftet. Über die pseudowissenschaftlichen Ungenauigkeiten zur typisch deutschen Kultursozialisation kann man hinwegsehen – sollte man aber nicht. Und ja, doch: Das Cover ist hässlich!