Slut – Nothing Will Go Wrong :: Kraft ohne Meierei

Wer einmal nur den durch dieses ganz bestimmte Gefühlsgemisch von sachtem Weltschmerz und seltsamer Euphorie glasig gewordenen Blick am Horizont festzuzurren versuchte, um für eine Sekunde nicht weniger als der Anker der Welt zu sein, für den haben Slut etwas: ihre Musik. „Crazy „-Seher wissen mehr: Die Ingolstädter wagten sich mit dem Soundtrack zum traurigsten Moment des Films, „Welcome 2“, so nahe an Frank Duval wie an Cures Wehmut-Fallout „Plainsong“. Ganz groß! Wem dazu – und zum folgenden Konzept-Album LOOKBOOK – immer noch nur „Brit-Pop“ einfiel, verkannte die Verhältnisse. Natürlich beleiht auch diese Band die Vergangenheit. Doch was den Weg auf NOTHING WILL GO WRONG fand, muss sich nicht mehr erwehren. Wir sprechen hiervon Stolz, Verletzlichkeit und Gefühlen ohne Gefühligkeit im Pop. Das stoßen auch die wieder erstarkten, zuweilen entfesselten Gitarren nach dem symphonisch-getragenen LOOKBOOK nicht um. Der aus Überzeugung konventionell rockende Opener „Falling Down“ wirft sich wie eine verlogene Alternative-Rock-Ausgeburt Marke „Männer können seine Gefühle sehr wohl zeigen“ ins Leben. Bis der Riff dann doch schnell die melancholische Kurve kriegt. Und doch kein Bizeps gespannt wird, niemand brüllt. Dies mündet mit „I Can Wait“ umgehend in eine offene Interpretation Radiohead’scher Sakralmusik-Bemühungen – ein karges Piano, ein Kanon manipulierter Stimmen, Can-Rhythmusschule, Tragik. Der erhabene Rest auf NOTHING WILL GO WRONG ist Kraft ohne Meierei, Leidenschaft ohne falsche Leidensmiene, ein ganzes Füllhorn voller Hymnen und Up-and-Aways für Anker-Momente im Leben derer, die sich im Schlechtfühlen oft auch ein kleines bisschen gut fühlen.

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