Sly & The Family Stone :: There’s A Riot Goin‘ On

1971 stand es um Sly & The Family Stone nicht besonders gut: Der multikulturelle Trupp verpaßte unentschuldigt Gigs, verschleuderte immense Summen im Studio und überzog Abgabetermine für neue Produktionen. Zwei Jahre vorher war die bahnbrechende Crossover-Formation noch die Sensation des Woodstock-Festivals gewesen. Nun ließ Band-Kopf Sly Stone sein Gehirn mit einem Cocktail aus Angel Dust, Seconal und Kokain langsam ausdörren. Als Basisstation zur Selbstzerstörung diente Slys Villa mit professionellem Studio in Bei Air, dem Prominenten-Stadtteil von Los Angeles, wo regelmäßig eine Posse aus Freaks, Schmarotzern, Dealern und willigen Girls abhing. Promis wie Herbie Hancock, Miles Davis und Billy Preston schauten gerne vorbei. Als die Endlos-Sessions zum Stillstand kamen, wußte keiner von dem chaotischen Haufen mehr, wer wo und wann mit wem gespielt hatte. Durch ständiges Overdubbing bekam das Mastertape sogar abgeschabte, weiße Stellen. Das Ergebnis der Bemühungen,THERE’S A RIOT GOIN’ON, geriet dennoch zum genreübergreifenden Song-Meisterwerk. Keyboards, Wah-Wah-Gitarren, Rhythmusbox, afrikanische Percussion sowie Slys kryptische Vocals jenseits des Nervenzusammenbruchs signalisierten eine unheilvolle Gratwanderung zwischen Genie und Wahnsinn. Der groovende Charts- und Diskotheken-Knüller „Family Affair“ nahm im Grunde Princes komplettes CEuvre vorweg – auf drei Minuten komprimiert. Die stark an Burt Bacharach angelehnte Popsuite „Running Away“ und den Jazz-Funk von „(You Caught Me) Smilin'“ widmete Sly seiner Nachbarin in Bel Air, der Schauspielerin Doris Day. Mit der 20 Jahre älteren Aktrice hatte die wandelnde Apotheke ein kurzzeitiges Techtelmechtel.