Songs statt Tracks

Hell

N.Y. Muscle International Deejay Gigolos/Motor/ Universal Der DJ aus dem Chiemgau geht In die nie schlafende Stadt und produziert düsteren Dance-Rock.

Komisch. Seit über zwei Jahrzehnten ist DJ und Partylöwe Helmut Geier alias Hell auf Dauersuche nach dem rasanten Clubtrack, doch nun legt er ein Album mit Stücken vor, von denen man sich keinen als total zwingenden Tanzfeger vorstellen kann. Wenn man sich zum Beispiel die Single „Keep On Waiting “ genehmigt, wird man eher an der von Erlend 0ye besorgten Gesangslinie oder den seltsamen Störgeräuschen und Breaks als am Technobeat hängen bleiben. Das ist ein Fingerzeig. Songcharakter, Hooklines oder Atmosphäre waren dem Bayern bei der Produktion wichtiger als die korrekte 4/4-Taktfrequenz. Daher besteht diese Platte nicht wie andere Dance-Alben aus zusammengekleisterten Einzeltracks. Nein, sie hangelt sich Stück für Stück an einem roten Faden entlang, der sich abwechselnd aus schmutzigen Fantasien, Trash, Rowdytum und finsteren Grofistadtimpressionen speist. Hauptsache, es ist immer ein bisschen Radau dabei. Mal taucht ein wütender Punk-Break auf, dann die gewohnt losgelöste Stimme von Alan Vega oder militantes Salutieren im Stil von Nitzer Ebbs „Join In The Chant“. Bei so etwas wird man selbst im CBGB’s hellhörig. Oder beim Wrestlertreffen. Trotzdem dürfte Hell seine Stammkundschaft nicht völlig verschrecken, weil es im Grundsatz eben doch Techno ist. Nur in robusterer Form, versteht sich.

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