Soundcultures – über elektronische und digitale Musik :: Edition Suhrkamp, 240 Seiten (plus Mini-CD), 12 €

„Kann man Musik erzählen?“, fragt Herausgeber Marcus S. Kleiner in seiner Einleitung zum Sammelband Soundcultures provozierend, und der Leser wird hinzusetzen: „Kann man elektronische Musik, die kaum Worte kennt, erzählen? Zwölf Texte, die sich allesamt mit Elektronika, also im weitesten Sinne experimenteller elektronischer Musik, im Allgemeinen und dem Frankfurter Label Mille Plateaux im Besonderen beschäftigen, bejahen diese Frage eindeutig. Leider werden diese Musik und ihre wichtigste Plattform so verhandelt, dass ein Leser ohne Kenntnis der Schriften von Wittgenstein, McLuhan oder Deleuze und Guattari ratlos zurückbleibt. Kopfmusik, als die sich Elektronika oft gibt, bekommt hier einen komplex intellektuellen Überbau. Das Buch gibt sich zwar sehr offen, behauptet auch nicht, letzte Wahrheiten zu verkünden. Es liefert sogar eine simple „Betriebsanleitung“: Deleuze und Guattari folgend lese man nur, was einem gefällt. Schade nur, dass der mit Abstand zugänglichste Text, ein historischer Abriss elektronischer Musik, diverse Schnitzer enthält. Die legendäre Acid-Sequencer von Roland mutiert zur TBR 303: TB 303 wäre richtig. 2Step stammt plötzlich aus den USA, leider war es Großbritannien, und den Mille-Plateaux-Künstler Terre Thaemlitz schreibt Autor Frank Ilschner konsequent „Therre Temlitz“. Letzteres spricht dafür, dass zumindest der zweite Herausgeber Achim Szepanski die Texte nicht gelesen hat, hätte Letzteres dem Mille-Plateaux-Chef doch auffallen müssen. Erfreulicher ist da schon die beigefügte Mini-CD mit ihren 22 Hörbeispielen. Entspannt im Übrigen das strapazierte Hirn.

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