Soundgarden :: King Animal

Mercury/Universal

Soundgarden klingen mit ihrem vertrauten, vom Heavy Metal beeinflussten Alternative-Rock, als wären sie nie weg gewesen und manchmal sogar so, als hätten sie noch große Ziele.

Alles Große fängt ja bekanntermaßen klein an, und mit viel Glück ist man dabei – ohne es in diesem Moment natürlich zu bemerken. Wie zum Beispiel im ersten Halbjahr 1989, als innerhalb kurzer Zeit Saint Vitus, Mudhoney, die Wipers, Pixies, Lemonheads, Bad Brains, Nirvana und Soundgarden in Hamburg auftraten. Als Soundgarden damals ihr Debütalbum Ultramega OK im kleinen Laden „kir“ vorstellten, dürften etwa 120 Leute im Publikum gewesen sein – die natürlich nicht wissen konnten, dass sie Zeugen eines Augenblicks werden würden, in dem sich ein Alternative-Rock-Bastard zu einem Tsunami namens Grunge entwickeln sollte. Die 1984 gegründeten Soundgarden legten den Grundstein für dieses Beben noch vor Pearl Jam und Nirvana, landeten trotz „Rusty Cage“ und „Jesus Christ Pose“ von ihrem erfolgreichsten Album Superunknown aber keinen einzigen Singlehit in den USA. Mit dem Ende von Grunge verdampften auch Soundgarden mit ihrem eher durchschnittlichen Werk Down On The Upside. Der Wiedervereinigung der Band aus Seattle im Jahr 2010 folgt als logische Konsequenz jetzt mit King Animal das Comeback-Album in der letzten Besetzung. Überraschend ist dabei, mit welcher Selbstverständlichkeit das Quartett um Chris Cornell und Gitarrist Kim Thayil die 16 Jahre zwischen Down On The Upside und King Animal ohne Bruch überbrückt und genau da anschließt, wo es im Jahr 1997 aufgehört hat. Soundgarden waren im musikalisch diffusen Grunge-Gebilde immer mehr vom Heavy Metal (Black Sabbath, Led Zeppelin) als vom Punk beeinflusst. Auf King Animal verweigern sie mit ihren schweren Gitarrenriffs immer noch die Melodien, aber innerhalb der 52 Minuten des Albums präsentieren sie sich vital und stilistisch vielschichtig, souverän, aber der Vergangenheit verpflichtet. Songs wie „Been Away Too Long“ bieten vertrauten krachenden Rock, während „A Thousand Days Before“ in psychedelische Gefilde driftet und „Bones Of Birds“ Melancholie verströmt. Die Jazzanleihen in „Black Saturday“ kommen dann ähnlich überraschend wie die zwischen lavazähen Gitarrenriffs eingeklemmten digitalen Beats in „Rowing“. Da bitte ansetzen und weitermachen.

Key Tracks: „Rowing“, „Black Saturday“. „A Thousand Days Before“, „Bones Of Birds“