Soupsist – von Henry Rollins

„Dies ist ein fiktives Werk, und Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind rein zufällig“ – allerdings: In jedem bluttriefenden Satz sehen wir Rollins höchstselbst abgebildet. Alles frei erfunden? An den morbiden Stellen, und davon gibt es nicht wenige, möchte man es hoffen. Ansonsten: ein Tagebuch voll Leid und Verderben. Und darüber, wie schlimm es ist, so tun zu müssen, als empfände man etwas für die Menschen, zu versuchen, ein freundliches Gesicht aufzusetzen und nicht schreiend aus dem Supermarkt oder Plattenladen zu rennen. Rollins erzählt Episoden über die vergebliche und zerstörende Suche nach Liebe, die Gedanken eines Sterbenden in einer Blutlache liegend, Gewalt und Schmerz. „Versüßt“ wird all dies mit Spuren von Rot. Der Tod ist allgegenwärtig, ebenso Wut und Hass. Nichts also für Suizidgefährdete. Kostprobe? „Du hast mich verletzt, aber ich finde dich trotzdem noch schön. Du bist wie eines dieser Tiere, und ich will dir den Kopf abschneiden, damit ich dich ein paar Nächte ansehen kann, bevor du anfängst zu gammeln.“ Norman Bates hätte die Betreffende ausgestopft, aber diese Variante kommt dem Täterprofil eines meschuggenen Massenmörders mit Mutterhass auch recht nahe. Solipsismus die Lehre, dass nichts als das eigene Bewusstsein wirklich ist. Rollins sei Dank: Wir haben das Grauen gelesen und überlebt.

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