Stalin oder Cola? – „Rote Küsse“ von Vera Belmont :: Kinostart: 21. August
Sie ist süße 15, die hübsche Nadia (Charlotte Valandrey), sie haßt alles Amerikanische (außer Rita Hayworth), und sie liebt Josef Stalin. Für den strickt sie sogar Socken, mit Hammer und Sichel drauf, versteht sich. Schließlich sind Nadias Eltern (Marthe Keller und Günter Lamprecht) Altkommunisten, die in den 30er Jahren aus Polen nach Paris kamen.
Jetzt schreibt man das Jahr 1952: In Paris finden anti-amerikanische Demonstrationen statt (die man damals allerdings noch nicht „Demos“ nannte — wie es in der Synchronisation heißt), und selbstverständlich ist auch Nadia dabei. Als sie von zwei Polizisten in die Enge getrieben und übel zugerichtet wird, kommt ihr der Fotograf Stephane (Lambert Wilson) zu Hilfe.
Obwohl er für die rechte Zeitschrift „Paris Match“ arbeitet, verliebt sich Nadia in den „Klassenfeind“ und flüchtet in seine Arme, als ein früherer Freund ihrer Mutter aus Rußland, genauer gesagt aus Sibirien zurückkehrt. Was der Altgenosse über Stalin und den Kommunismus zu berichten hat, läßt nicht nur für Nadia eine Welt zusammenbrechen.
Eine Welt, die in vielem naiver war als die heutige Zeit, wird in „Rote Küsse“ liebevoll porträtiert. Es ist das Debüt der gestandenen Filmproduzentin Vera Belmont, die hier zum erstenmal selber ein Drehbuch schrieb und es auch gleich inszenierte. Man merkt, daß sie sich in dem Milieu, das sie beschreibt, auskennt, und daß sie die Menschen, die sie beschreibt, ehrlich liebt.
Und dann noch der Glücksfall namens Charlotte Valandrey: Völlig zu recht wurde die ebenso junge wie hübsche und talentierte Schauspielerin bei der diesjährigen Berlinale mit einem „Silbernen Bären“ als beste Darstellerin ausgezeichnet.
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