Starship Troopers :: Krabbelig

Die Käfer kommen! Sie sind groß, sie sind schnell – und sie wollen die Erde zerstören. Mehr muß man nicht wissen, um gut auf STARSHIP TROOPERS vorbereitet zu sein, ein Film wie ein ultrabrutaler Schock-Comic, so unnachgiebig und nihilistisch wie die Alien-Insekten, die zu Tausenden auf die jugendlichen Titelhelden losgehen. Da sind Käfer von der Größe eines Häuserblocks, die toxisches Plasma ejakulieren, riesige Moskitos, die mit einem Schlag Köpfe vom Rumpf trennen. Und spinnenartige Krieger die einem die Gliedmaßen ausreißen, wenn man sie nicht mit endlosen Maschinengewehrgarben niederstrecken kann. Schwer läßt sich der aberwitzige Adrenalinstoß beschreiben, der von den Schlachten mit einem Feind ausgeht, der „Alien“ aussehen läßt wie ein ungezogenes Schoßhündchen: Wenn die Insekten anmarschieren (und sie tun es ohne Unterlaß), existiert nur noch der Rausch des Kampfes, ein eigenes Universum auf dem Grat zwischen Leben und Tod. Regisseur Paul Verhoeven serviert den Krieg der Zukunft als ultimativen Kick, als existentialistischen Extremsport, der im Spannungsfeld zwischen Faszination und Abscheu geradezu von der Leinwand explodiert – Apocalypse Wow! Wie schon Verhoevens SciFi-Vorgänger „RoboCop“ und „Total Recall“ funktioniert auch STARSHIP TROOPERS blendend als pures Popcorn-Entertainment. Aber man muß schon seinen Verstand an der Garderobe abgegeben haben, um diese clevere, destruktivistische Verfilmung von Robert A. Heinleins reaktionärem Kultroman „Sternenkrieger“ als gedankenlosen Eskapismus abzutun. Der Holländer Verhoeven paßt seinen subversiven Bildersturm an den Ton und Stil alter Zweiter-Weltkriegs-Filme an, in denen amerikanische Tugenden wie Kameradschaft und Opferbereitschaft ebenso groß geschrieben wurden wie Kampfwille. Immer wieder eingeflochtene „Infomercials“ – moderne Varianten propagandistischer Wochenschauberichte – verstärken den Eindruck:Verhoeven projiziert die muffige Spießigkeit der 50er in die weite Zukunft – in eine, und jetzt wird’s interessant, durch und durch faschistische Gesellschaft. Eine Zivilisation, in der Ländergrenzen, Rassen-, Geschlechterund Klassentrennung aufgehoben sind und Individualität eine Sache der Vergangenheit ist. Wie jeder gute SciFi-Film entwirft auch STARSHIP TROOPERS ein Bild der Zukunft, um die Gegenwart zu überzeichnen. Zynisch hält Verhoeven der US-Gesellschaft und ihrer Obsession mit Schönheit, Jugend und Patriotismus einen Spiegel vor. Die Hauptrollen besetzte er nicht mit Stars, sondern mit Soap-Nebendarstellern, deren wie von Arno Breker gemeißelte Gesichter selbst dann noch lächeln, wenn die Käfer ihnen das Licht ausblasen. Kids aus „Beverly Hills 90210“, die man aus der High School reißt, durch ein knüppelhartes Ausbildungslager schickt, um sie dann in einem aussichtslosen Krieg zu verheizen. Der Zusammenprall von „Triumph des Willens“ und „Melrose Place“ ist so subtil in die offensichtliche Handlung dieses sardonischen Spektakels eingeflochten, daß er nie vom Vergnügen des Schlachtengetümmels ablenkt. Daß man dabei den Faschisten unwillkürlich die Daumen drückt, ist eine der bösesten Fiesheiten des vorerst besten Films der rollenden SciFi-Welle.