
Nein, Stella Sommer will nicht zu unserer Party kommen. Vielleicht will sie noch nicht mal mit uns abhängen oder reden, denn Sommer ist nicht die nette Indie-Tante, die mal eben auf ein paar Bier und motivierende Aphorismen in der WG-Küche vorbeischaut. Zum Glück. Seit sie vor zwei Jahren mit POP & TOD I+II, dem Breitwandpop-Großwerk ihrer Band Die Heiterkeit, den Lo-Fi-Sound ihrer Anfangstage zu Grabe getragen hat, klingt Sommer wie nur wenige Künstler(innen) im kumpeligen deutschen Indie: konsequent unnahbar und artifiziell. Auf ihrem ersten Soloalbum führt sie diesen Ansatz in (überwiegend) englischer Sprache fort.
13 KINDS OF HAPPINESS versammelt zentnerschwere, eiseskalte oder zumindest anmutig kühle Lieder mit viel Hall, getragen von einer fast sakralen Andächtigkeit und Sommers Dark-Wave-tauglichem Alt. Nichts wirkt hingewurschtelt, alles strebt streng gen Zeitlosigkeit, woran Sommers Bandkollegen Philipp Wulf und Hanitra Wagner ebenso beteiligt
sind wie Pogo McCartney, der neben Wulf bei den Postpunk-Poeten Messer spielt. In „Birds Of The Night“ schaut gar Dirk von Lowtzow vorbei, Meister des feierlichen Gesangs. Sommer hat die Elite der deutschen Independentmusik versammelt, um ein Album aufzunehmen, das mit deutscher Independentmusik wunderbar wenig zu tun hat. Und so eine tanzt eben nicht auf allen Partys.
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