Still Life Aqualung
Die verflixte zweite Platte. Zwar rennt Matt Haies inzwischen dort offene Türen ein, wo Bands wie Coldplay. Starsailor und Sigur Ros die Welt bereits massenwirksam für Pop-Ästhetik sensibilisieren konnten. Doch gerade weil das Songwriting, das sich aufs Nötigste beschränkt, nicht mehr als seicht und unschick verschrien ist, sind die Ansprüche an das Genre und seine Vertreter beachtlich gewachsen. Das gilt für einen wie Matt Haies im Besonderen, da er nach dem Ausstieg bei den 45s gleich mit dem Debütalbum seines Einmann-Unternehmens Aqualung [in das sich gelegentlich Ehefrau Kim Oliver und Bruder Ben einbringen! global berückte und nun ebenbürtig nachlegen soll. Umso erstaunlicher, dass einen das zweite Aqualung-Album still life schon mit den ersten, rhythmisch clever tranchierten Verse-Akkorden im Opener „Brighter Than Sunshine“ packt. Mit den Worten „/ never understood before / never knew what love was for“ eröffnet der zierliche Brite sein leichtfüßiges Hohelied an die – heiliges Pathos! – allgewaltige Liebe. Und musikalisch hat sich Matt Haies nie tiefer vor den Beatles verneigt; aber das geht natürlich in Ordnung so, weil er dann doch zurückkehrt zu einer bestenfalls semi-euphorischen Grundstimmung. Die stiftet Kohärenz und macht damit überhaupt erst allen Zauber dieses Albums aus: Wie aus einem Guss gehen die Songs ineinander über – und lassen dabei doch genug Raum für Abwandlungen. Dem britpoppigen „Left Behind“ folgt mit „Easier To Lie“ eine orchestral beschmückte Klavier-Ballade, und während im Hintergrund von „7 Keys“ Backwards-Orgeln schlingern, zitiert das mit putzigem Cembalo eingeleitete „Extra Ordinary Thing“ charmanten Barpiano-Jazz. Das ist wieder so eine Platte, der man am Ende das bescheinigt, was man am Anfang bereits geahnt hat: Weniger ist mehr.
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