Sting – The Soul Cages
War schon NOTHING LIKE THE SUN über weite Strecken kein leichtverdauliches Pop-Album, so übertrifft Slings Neue den künstlerischen Wogemut des Vorgängers noch weit mehr: streng und diszipliniert und randvoll mit ernsten, fast depressiven Texten. Tod, Vergessen, Jugend und Alter — Sting greift nach literarischen Sternen, und da er das behutsam, uneitel und voller Selbstzweifel tut, greift er nicht daneben. Es gibt deutsche Übersetzungen der Songs, die jeder Käufer bei der Plattenfirma abrufen kann. Voodoo-Jazz-Drummer Manu Katche legt unter die weil schwingenden Sting-Harmonien flexible Rhythmus-Netze, auf denen die vielleicht ein wenig zu geschmackvollen und dezenten Saxophon-Soli von Branford Marsalis die Farbtupfer setzen. Doch die meisten Songs prägt ein fast koketter Folk-Ton. Stings zurückholtende brüchige Stimme klingt wie das ferne Echo von Erinnerungen, die mit schmerzender Intensität zurückkommen. Nur wenige Musiker können sich wie Sting solchen angreifbaren Ernst leisten. Und noch weniger Musikern gelingt so ein außergewöhnliches Album.
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