Sugar Minott – Good Thing Going
In den vergangenen Jahren hat Sugar Minott so verbissen daran gearbeitet, sein Black-Roots-Syndikat zu etablieren, daß ich kaum erwartet hatte, ihn wieder in der Rolle des Herzensbrechers zu sehen. Aber er schafft die bittersüßen lovers bei GOOD THING GOING noch immer so schmeichlerisch und bezirzend wie einst als Halbwüchsiger im Schoß von Studio 1.
Sugar geht bei GOOD THING GOING wie einst mit Schlüsselloch-Instinkt zur Sache und raspelt Süßholz, daß die Wände wackeln. Aber das bewerkstelligt er mit dem ihm ureigenen Charme, mit Ergebenheit und immer aus dem Blickwinkel des reuemütigen, dem verflossenen Glück nachtrauernden Partners – und die Rechnung geht auf. GOOD THING GOING ist grundsolider lovers rock, von der Black Roots UK-Division um Jah Bunny, Veteran Eddie Tan Tan und dem wiedergenesenen Jackie Mittoo in ein intelligent, dosiertes, schwingendes Rhythmus-Gefüge verpackt. Sugar Minott fühlt sich augenscheinlich pudelwohl als Charmeur im Three-Piece-Suit, mit Fliege und Melone. GOOD THING GOING – das sind Gängeleien, Flirts und Romanzen wie bei der Sound System-Spätvorstellung, wenn die DJ’s auf late night blues umschalten. Ich gönne ihm sein Rendezvous, denn Sugar weiß wie kaum ein anderer, wo Prioritäten zu setzen sind und wird schon mit dem nächsten GHETTO-OLOGY-Kapitel wieder zur Tagesordnung übergegangen sein. So gesehen bleibt GOOD THING GOING wohl bloß ein – allerdings durchweg sympathischer – Ausfallschritt.
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