Supertramp :: Hamburg, Sporthalle
Live-Konzerte von Markenartiklern der Branche verfolgen eine ähnliche Produktphilosophie wie etwa die Weinbrand-Strategen: weicher, warmer Grundton und gleichbleibende Qualität garantieren zufriedene Kunden. So kann es sich keine der sogenannten Supergruppen heutzutage mehr leisten, bei Tourneen schlechte Live-Qualität abzuliefern. Perfektion in allen Dingen ist gang und gäbe; Abweichungen, etwa vom Studio-Sound, lösen argwöhnisches Stirnrunzeln aus.
So natürlich auch bei Supertramp. Selbstverständlich ist das Bühnenlicht phantastisch ausbalanciert, es trifft die Breaks millisekundengenau, reflektiert und verstärkt die Atmosphäre der Songs, hält die Sinne wach. Selbstverständlich „stimmt“ die Mischung, versteht man die Vocals, kann man die einzelnen Instrumente glasklar voneinander unterscheiden, auch wenn immerhin acht Musiker auf der Bühne stehen (und reichlich zu tun haben). Selbstverständlich dauert das Konzert ca. ‚zwei Stunden, und selbstverständlich gibt es Zugaben.
Die Musiker von Supertramp sind versierte Profis, den Weggang von Roger Hogson haben sie ohne nennenswerten Schaden überstanden. Rick Davies hat außer dem Platz an den Keyboards und am akustischen Piano auch den des quasi-Band-Leaders fest inne. Ansonsten bildeten bei der aktuellen Tour er und Bob Siebenberg (dr), Dougie Thomson (b) und John Helliwell (sax) sozusagen den „ersten Sturm“ der Mannschaft, der sich hier und da mal erholen konnte, wenn die vier Gäste Scott Page (sax, perc), Carl Vcrheyen (g), Mark Hart (key. back-voc) sowie Gitarrist Marty Walsh, der ja auch schon auf dem BROTHER WHERE YOU BOUND-Album manch gutes Lick beisteuerte.
Gute Kräfteverteilung und minutiöses Zusammenspiel auch im Komplett-Einsatz der Mitspieler: Zahlreiche eingespielte Videofilme wurden instrumental mit beängstigender Präzision untermalt. Anders kann man es kaum nennen, denn wenn die (inhaltlich schaurig prätentiösen) Mini-Dramen temporeich abliefen, paßte jeder Schlagzeug-Einsatz, jeder Keyboad-Akkord auf den Punkt. Das ist zunächst mal beeindruckende Artistik; was da im einzelnen musikalisch passierte, geriet schon mal ins Hintertreffen. Dafür gab’s dann ja reichlich Entschädigung mit den wohldosiert eingestreuten Supertramp-Heulern aus der CRI-ME OF THE CENTURY/ BREAKFAST IN AMERI-CA-Zeit — alles im besten Sound von allererster Euro-Sahne.
Alles in allem ein durchaus gelungener Abend (für Fans), viel sitzendes Publikum in der nicht ganz ausverkauften, aber doch ziemlich vollen Alsterdorfer Sporthalle. Nicht gerade Ekstase, aber doch so etwas wie befriedigte Erwartungshaltung. Wie bei dem erwähnten Superstar/Supertramp-Standard auch kaum anders zu erwarten: Wer. wenn er die Freundin oder den Freund eingeladen hat, 70 Mark hinblätterte, bringt schon mal eine ordentlich positive Grundhaltung mit.
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