Tangerine Dream – Cyclone

Die jüngste Tournee der Tangs war enttäuschend und offenbarte erhebliche Schwierigkeiten, das neue musikalische Konzept der Band auf der Bühne zu präsentieren. Lärmende Schlagzeug-Power und ideenlose Gitarrensoli vernichteten all die subtilen Zwischentöne, die bislang ein Markenzeichen der Berliner Elektroniker waren.

Das neue Album der Tangs spricht da glücklicherweise eine andere Sprache. Hier zeigt sich, wie vielversprechend der Versuch ist, die Sphärenklänge der Synthesizer in ein größeres, farbenreiches Gewand zu stecken. Steve Jolliffe, der neue Multiinstrumentalist der Gruppe, bringt speziell mit einer Reihe von Blech- und Holzblasinstrumenten mehr Wärme in die Tangerine Dream-Musik; Drummer Klaus Krieger wiederum sorgt für mehr Durchschlagkraft und rückt die Tangs näher zum Hauptstrom des Rock. Der Titel „Madrigal Meridian“, der die ganze zweite Seite einnimmt, enthält wohl die gelungenste Mixtur elektronischer und „traditioneller“ Klänge; er ist reich an Spannungsbögen, Stimmungen und Klangfarben und strahlt viel Intensität aus.

In den beiden Stücken der ersten Seite spielen der Gesang und das Experiment mit der menschlichen Stimme eine große Rolle. Hier bemüht sich die Gruppe spürbar, kommerzieller als bisher zu spielen. Mit dem pompös untermalten, getragenen Gesang des Songs „Bent Cold Sidewalk“ driftet sie allerdings ein wenig zu sehr in Richtung Eloy & Co.