Tash Sultana

Flow State 

Sony (VÖ: 31.8.) 

Das Straßenmusik-Phänomen aus Australien hat das erste Album fertig. Brauchen tut man es nicht. 

Tash Sultana will ein besserer Mensch werden. Weil bessere Menschen in der Lage sind, eine bessere Welt zu gestalten, und da ist es doch klug, bei sich selbst anzufangen, oder? Tash Sultana spielt genau die Musik, die man von Menschen mit dieser Sicht auf sich und die Welt erwartet: Neo-Hippie-Sound auf Reggae-Basis. Dabei ist die Australierin* gerne allein unterwegs, als Eine-Frau-Unternehmen mit einer Loop-Station zur Soundschichtung. Und das ist unglaublich erfolgreich: Die Deutschlandtermine im September sind schon seit Monaten ausverkauft, in Köln wird sie dreimal das „Palladium“ füllen, das gelingt sonst nur Mundartrockern. Bislang gab es von der 23 Jahre alten ehemaligen Straßenmusikerin nur eine EP, „Notion“ aus dem Jahr 2006, die eine so hohe Streamingzahl aufweist, dass es fast surreal erscheint: 175 Millionen.

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Lange hat es gedauert, bis nun das erste Album erscheint. Sie brauchte halt keines, es lief ja auch ohne blendend. Hört man die Platte und weiß man, was Tash Sultana live für ein Feuerwerk abbrennen kann, fragt man sich, warum die Studioaufnahme so blass geraten ist: FLOW STATE klingt wie ein herkömmliches Reggae-Pop-Album, vor allem die Beats besitzen nirgendwo den Wumms der Live-Shows, wo Sultana auch schon mal Technobretter bastelt. Wenn sie es besonders machen will, wird’s erst recht schwierig: „Seven“ zum Beispiel klingt wie David Guetta unplugged. Tash Sultana pur gibt’s beim fast zehn Minuten langen „Blackbird“, halb inspirierter Psych-Folk, halb handwerkliche Leistungsschau. Die einen rennen Tash Sultana für solche Momente die Türen ein. Die anderen rennen möglichst schnell weg. 

Keine Zeit, in den nächsten Plattenladen zu gehen?

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*Nach Redaktionsschluss der Printausgabe, für die diese Rezension verfasst wurde, erreichte uns folgende Nachricht: 

„Tash Sultana ist non-binär ist und bittet daher darum, dass immer von „Tash“ gesprochen wird und nicht von „Er“ oder „Sie“. Eine non-binäre Person, ist eine Person, die sich weder in der Kategorie „Mann“, noch in der Kategorie „Frau“ repräsentiert sieht.“