Teenage Fanclub :: Man Made

Die schottischen Gitarrenpop-Glücksbringer ungewohnt unterkühlt.

Womöglich wäre die Rockgeschichte ganz anders verlaufen, wenn sich die breite Mehrheit seinerzeit Statt für NEVERMIND für BANDWAGONESQUE entschieden hätte. Das zweite Album von Teenage Fanclub war für einen Kickstart in die 90er Jahre mindestens genauso gut geeignet. Hätte, wäre, wenn. Man konnte dem Mißmut von Kurt Cobain nun einmal mehr als dem freudebringenden Sound der Fannies abgewinnen. Immerhin: Wegen ihrer Fixierung auf die Harmonien der Byrds, Beach Boys oder des Neil Young der HARVEST-Ära sind die vier Schotten im Norden Amerikas stets ein Kultthema geblieben. Nur Musik aufgenommen haben sie dort bisher nie. Das hat sich nun geändert. Die Fannies waren in den Soma Electronic Music Studios von John McEntire zu Gast, wo sie sich vom Tortoise-Mann etwas umkrempeln (überrumpeln?) ließen. Die Grooves verlaufen auffällig linear, und der früher häufig überwältigende Chorgesang von Norman Blake, Gerard Love und Raymond McGinley wirkt zum Teil arg unterkühlt. Nur in Einzelfällen ist etwas von der Wärme zu spüren, die diese Herrschaften sonst so spielend verbreiten können. Für „Save“ zum Beispiel dürfen sie sich wieder eine Lebensrettermedaille abholen, so wohl fühlt man sich beim Hören dieses Songs. An „Fallen Leaves sieht man, wie gut der Band leichtes elektronisches Flirren zu Gesicht steht. Vielleicht hätten sie mehr solcher Experimente wagen sollen. So bleiben die Fannies irgendwo zwischen inkonsequent umgesetzter Erneuerung und alter Magie stecken.