The Afghan Whigs

In Spades

Sub Pop/Cargo (VÖ: 05.05.)

Kein Leiden ohne Gefahr: Der Rock der Band um Greg Dulli muss eine extreme Fall­höhe haben, sonst würde er nicht funktionieren.

Die Musik der Afghan Whigs bewegt sich auf dünnem Eis. Diese Songs müssen intensiv und emotional sein, sonst wirkt das Leiden fahl, sonst funktioniert der Ansatz der Band aus Cincinnati nicht, Soul und Alternative Rock zu kombinieren. Greg Dulli kennt die Problematik, daher gibt er von Beginn an alles. „Birdland“ wäre auf anderen Platten ein kurzes Intro, auf IN SPADES führt die Songskizze mit Streichern und Chören direkt in einen Albtraum: Unbehagen breitet sich aus, wenn Dulli seine Stimme erhebt und sich fiebrig durch die Melodie windet. GENTLEMEN (1993), Meisterwerk der Afghan Whigs und eine der besten Rockplatten der 90er-Jahre, hatte einen ähnlichen Einstieg. Und wie damals lässt Dulli beim zweiten Song den Beat los: „Arabian Heights“ klingt wie eine Party hinter verschlossenen Gardinen, The Temptations und Led Zeppelin sind eingeladen, man traut sich nicht, den Vorhang zu lüften, aber der Sänger lockt: „Come a little closer.“

Wie schon auf dem 2014er-Comeback DO TO THE BEAST findet Greg Dulli problemlos die Erfolgsformel wieder, die The Afghan Whigs zur spannendsten Band des Grunge machte. Das Stück „Toy Automatic“ ist ein gutes Beispiel: Es ­beginnt so dramatisch, wie andere Bands ihre Songs enden lassen. Dulli dreht den Song immer weiter nach oben, die Fallhöhe ist beachtlich, aber genau hier fühlt sich der Mann wohl: Leiden ohne Gefahr hieße Jammern.

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