The Decemberists

I’ll Be Your Girl

Rough Trade/Beggars/Indigo

Die Vorzeige-Folker aus Portland flirten mit Glamrock und New Order.

Die erste Single verhieß wenig Gutes: „Severed“ klang wie ein kruder Versuch, aus „Blue Monday“ und einem Decemberists-Song einen Mashup anzufertigen. Die Nachricht, dass die Decemberists auf ihrem achten Album mit dem Produzenten John Congleton – der auch für den futuristischen Sound der letzten St.-Vincent-Platten verantwortlich ist – zusammengearbeitet haben, ließ einige Fans der ersten Stunde mit der Augenbraue zucken.

Aber die Versuche, die charakteristischen Decemberists-Elemente (barocker Folk, bildhafte Texte, Colin Meloys unverkennbare, helle Stimme) mit neuen Einflüssen zu kombinieren, gelingen auf I’LL BE YOUR GIRL öfter, als dass sie scheitern. Der Opener „Once In My Life“ fängt wie ein Smiths-Song an, kaskadiert sich dann in eine New-Order-Ballade hinein und endet mit einem Zitat der Indie-Legenden Yo La Tengo. Congletons komprimierter, knackiger Snare-Sound kommt auf dem entspannten, an den Roots-Rock von The Band erinnernden „Sucker’s Prayer“ schön zur Geltung.

Anderswo gelingt die Frischzellenkur weniger gut: „We All Die Young“ ist ein etwas tumber Möchtegern-Glam-Stampfer, und die Synthie-Arpeggios auf dem ansonsten Decemberists-nach-Zahlen-Stück „Cutting Stone“ klingen wie ein nachträglicher Einfall. Der epische Doppelschlag „Rusalka, Rusalka/The Wild Rushes“ ist dagegen ein packendes Beispiel dafür, dass die Decemberists es auf keinen Fall verlernt haben, düstere Geschichten über Liebe und Tod durch stimmungsvolle Songs zu erzählen.

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