The Devils – Dark Circles

Eigentlich hatte es den Anschein, als bereitete Britanniens Popschmied Stephen Duffy zehn weitere Lilac Time-Alben mit melancholischer Countrymusik vor. Doch dann passierte es: Er erlebte ein Deja-vu der unerwarteten Art. Im Zuge der unvermindert anhaltenden Neubewertung elektronischer Popmusik ist ihm ein Licht aufgegangen. Dass er ganz zu Anfang seiner Karriere (1978] Teil der Urbesetzung von Duran Duran war, gilt heute wieder als vorzeigenswertes Faktum. Also betrachtete Duffy alte Live-Aufnahmen, die zuvor ungehört in der Schublade schmorten, plötzlich als nutzbares Kultobjekt. Dabei fiel ihm ein, dass der blond gefärbte Keyboarder Nick Rhodes, ebenfalls Ur-Duranie, immer ein ganz guter Kumpel war. Die beiden trafen sich und beschlossen, auf Basis besagter Tapes den Geist von früher mit analogem elektronischem Musikgerät und Drumcomputern aufleben zu lassen. Das Ergebnis ist deshalb interessant, weil sich die Jungs nicht konzeptionell beschränken. „Come Alive“ wirkt wie in der Garage gezimmert, entspricht aber in etwa dem, was man für einen Duran-Track hält. „Hawks Do Not Share“ hat etwas von der Naivität früher New Wave-Experimente. „Newhaven-Dieppe“ und „Aztec Moon“ offerieren in der Melodieführung typische Duffy-Wendungen. Lustig auch, wie die beiden Wieder-Kumpels gelegentlich Hintergrundsängerinnen einbauen, wie in einer Funk-Band. Nach Jahren überseriöser Songschreibe (Duffy) und überproduzierten Stadionrocks (Rhodes) spielt dieses Duo enthemmt auf und schafft dadurch ein Werk, das über den Nostalgiegehalt eines Retro-Produkts hinausgeht.

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